Zitate über Einsamkeit

Eine Sammlung von Zitaten zum Thema einsamkeit, menschen, leben, gesellschaft.

Beste zitate über einsamkeit

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„Einsamkeit ist ein Ort der Reinigung.“

Martin Buber (1878–1965) österreichisch-israelischer jüdischer Religionsphilosoph und Autor
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„Einsamkeit kann ein großer Segen sein.“

Hans Fallada (1893–1947) deutscher Schriftsteller

Jeder stirbt für sich allein. Roman. Berlin, Aufbau, 2011. ISBN 978-3-351-03349-1.

„Die Einsamkeit tötet.“

Quelle: https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-altersheime-pflegeheime-seniorenwerk-1.5076226

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„Manche Zweisamkeit stört mehr als Einsamkeit.“

Stefan M. Gergely (1950) österreichischer Journalist und Sachbuchautor

Quelle: Zitat aus: Stefan M. Gergely: Sprach:Bilder. Gedanken, Gedichte, Fotos. Verlag Bibliothek der Provinz: Weitra 2020, ISBN 978-3-99028-936-5, S. 146

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Zitate über Einsamkeit

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„Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt nämlich die Einsamkeit einen zweifachen Vortheil: erstlich den, mit sich selber zu seyn, und zweitens den, nicht mit Anderen zu seyn.“

Parerga und Paralipomena, Aphorismen zur Lebensweisheit, Kapitel 5, Punkt 9, books.google.de http://books.google.de/books?id=_nERAAAAYAAJ&pg=PA404
Parerga und Paralipomena, Teil I

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„Ruhe, das höchste Glück auf Erden, kommt sehr oft nur durch Einsamkeit in das Herz.“

Johann Georg Zimmermann (1728–1795) schweizerischer Arzt und Philosoph

Über die Einsamkeit

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„Was nun andrerseits die Menschen gesellig macht, ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit und in dieser sich selbst zu ertragen.“

Aphorismen zur Lebensweisheit
Parerga und Paralipomena, Aphorismen zur Lebensweisheit
Variante: Was nun andrerseits die Menschen gesellig macht, ist ihre Unfähigkeit, die Einsamkeit und in dieser sich selbst zu ertragen.

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„Es gibt im Leben Wunden, die wie die Lepra, langsam, in der Einsamkeit an der Seele zehren.“

Sadegh Hedayat (1903–1951) iranischer Schriftsteller

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„Das Meer ist salzig wie die Träne, die Träne ist salzig wie das Meer. Das Meer und die Träne sind durch die Einsamkeit verwandt. Das Meer hat sie schon, die Träne sucht sie.“

Karl Gutzkow (1811–1878) deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Journalist

Vom Baum der Erkenntnis, Denksprüche von Karl Gutzkow, Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart 1868, Weltlauf, S.28,

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„Der Langweiler ist ein Mensch, der dich deiner Einsamkeit beraubt, ohne dir Gesellschaft zu bieten.“

Gian Vincenzo Gravina (1664–1718) italienischer Schriftsteller und Jurist und Mitbegründer der Accademia dell'Arcadia
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„Denn die Sehnsucht nach dir hält mich gefangen, bis du mich aus meiner Einsamkeit erlöst.“

Mönch von Salzburg (1350–1450) spätmittelalterlicher Dichter von weltlichen und geistlichen Liedern

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„Der Adler fliegt allein, der Rabe scharenweise; Gesellschaft braucht der Tor, und Einsamkeit der Weise.“

Friedrich Rückert (1788–1866) deutscher Dichter, Übersetzer und Orientalist

Die Weisheit des Brahmanen, XVI-I, 6
Die Weisheit des Brahmanen

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„Nun versteh' ich den Menschen erst, da ich ferne von ihm und in der Einsamkeit lebe!“

Friedrich Hölderlin (1770–1843) deutscher Lyriker

zitiert in Wilhelm Waiblinger, Friedrich Hölderlins Leben, Dichtung und Wahnsinn
Epigramm, Reflexion, Andenken, Patmos, Friedrich Hölderlins Leben

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„Tiefe Einsamkeit ist erhaben, aber auf eine schreckliche Art.“

Immanuel Kant (1724–1804) deutschsprachiger Philosoph der Aufklärung

Über das Gefühl des Schönen und Erhabenen, erster Abschnitt, A 7
Über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (1764)

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„Brauche ich nach alledem noch eigens zu sagen, daß auch sie freie, sehr freie Geister sein werden, diese Philosophen der Zukunft – so gewiß sie auch nicht bloß freie Geister sein werden, sondern etwas Mehreres, Höheres, Größeres und Gründlich-Anderes, das nicht verkannt und verwechselt werden will? Aber, indem ich dies sage, fühle ich[605] fast ebensosehr gegen sie selbst, als gegen uns, die wir ihre Herolde und Vorläufer sind, wir freien Geister! – die Schuldigkeit, ein altes dummes Vorurteil und Mißverständnis von uns gemeinsam fortzublasen, welches allzulange wie ein Nebel den Begriff »freier Geist« undurchsichtig gemacht hat. In allen Ländern Europas und ebenso in Amerika gibt es jetzt etwas, das Mißbrauch mit diesem Namen treibt, eine sehr enge, eingefangene, an Ketten gelegte Art von Geistern, welche ungefähr das Gegenteil von dem wollen, was in unsern Absichten und Instinkten liegt – nicht zu reden davon, daß sie in Hinsicht auf jene herauskommenden neuen Philosophen erst recht zugemachte Fenster und verriegelte Türen sein müssen. Sie gehören, kurz und schlimm, unter die Nivellierer, diese fälschlich genannten »freien Geister« – als beredte und schreibfingrige Sklaven des demokratischen Geschmacks und seiner »modernen Ideen«; allesamt Menschen ohne Einsamkeit, ohne eigne Einsamkeit, plumpe brave Burschen, welchen weder Mut noch achtbare Sitte abgesprochen werden soll, nur daß sie eben unfrei und zum Lachen oberflächlich sind, vor allem mit ihrem Grundhange, in den Formen der bisherigen alten Gesellschaft ungefähr die Ursache für alles menschliche Elend und Mißraten zu sehn: wobei die Wahrheit glücklich auf den Kopf zu stehn kommt! Was sie mit allen Kräften erstreben möchten, ist das allgemeine grüne Weide-Glück der Herde, mit Sicherheit, Ungefährlichkeit, Behagen, Erleichterung des Lebens für jedermann; ihre beiden am reichlichsten abgesungnen Lieder und Lehren heißen »Gleichheit der Rechte« und »Mitgefühl für alles Leidende« – und das Leiden selbst wird von ihnen als etwas genommen, das man abschaffen muß.“

Friedrich Nietzsche (1844–1900) deutscher Philosoph und klassischer Philologe

Jenseits von Gut und Böse/Zur Geneologie der Moral

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„Damit man das Leben leben kann, muss es geradezu mit Einsamkeit durchtränkt sein.“

Eugéne Ionesco (1909–1994) französischer Dramatiker rumänischer Herkunft, Vertreter des absurden Theaters

Bekenntnisse

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„Alles, was ich in meiner Einsamkeit sagen kann, ist, möge der reiche Segen des Himmels auf alle herabkommen - Amerikaner, Engländer, Türken -, die mithelfen werden diese offene Wunde der Welt zu heilen.“

David Livingstone (1813–1873) britischer Entdecker und Missionar

Grabinschrift, den Aufzeichnungen seiner letzten Reise entnommen
Original engl.: "All I can say in my solitude is, may Heaven's rich blessing come down on every one - American, English, Turk - who will help to heal this open sore of the world." - westminster-abbey.org http://www.westminster-abbey.org/our-history/people/david-livingstone

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„Was sollte man in der Welt fürchten außer der Einsamkeit und der Langeweile?“

Die Sonne Satans, Wiener Verlag: Wien, S.24
"Que craindre au monde, sinon la solitude et l'ennui ?" - Sous le soleil de Satan (1926). PT18 books.google https://books.google.de/books?id=84UlDAAAQBAJ&pg=PT18&dq=ennui

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„Weiche hundert Schritte ab vom gebahnten Pfad, und du findest dich allein. Und wenn du einem begegnest, weißt du nicht, ob er die Einsamkeit sucht wie du oder auf Raub ausgeht.“

Arthur Schnitzler (1862–1931) österreichischer Erzähler und Dramatiker

Aphorismen und Betrachtungen aus dem Nachlass
Aphorismen und Betrachtungen aus dem Nachlass

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„In der Einsamkeit kann man alles erlangen - ausgenommen Charakter.“

Stendhal (1783–1842) französischer Schriftsteller im 19. Jahrhundert

Über die Liebe (Fragmente)
Original französisch: "On peut tout acquérir dans la solitude, hormis du caractère." - Fragments divers, no. 1
Über die Liebe (De l'amour)

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„Das Pendel muss zwischen Einsamkeit und Gemeinsamkeit, zwischen Einkehr und Rückkehr schwingen.“

Anne Morrow Lindbergh (1906–2001) US-amerikanische Ehefrau, Co-Pilotin und Navigatorin von Charles Lindbergh

Muscheln in meiner Hand, PT13 books.google https://books.google.de/books?id=mqEVAwAAQBAJ&pg=PT13&dq=pendel
Original englisch: " I must find a balance somewhere, or an alternating rhythm between these two extremes; a swinging of the pendulum between solitude and communion, between retreat and return." - Gift from the Sea. 1955. p. 30
Muscheln in meiner Hand (Gift from the Sea)

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„jede Leidenschaft, die in der Einsamkeit schläft, wacht in der Gesellschaft auf.“

Christian Garve (1742–1798) deutscher Philosoph

Über Gesellschaft und Einsamkeit S. 57 f. books.google http://books.google.de/books?id=99Q7AAAAMAAJ&pg=PA57
Ueber Gesellschaft und Einsamkeit

„Schreiben ist der verzweifelte Versuch, der Einsamkeit etwas Würde abzuringen - und etwas Geld!“

Die Stadt der Träumenden Bücher, Piper Verlag 2006, S. 277, ISBN 3-492-04549-9

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„Welch ein Leben führen wir im Haß? Wir haben keine Sonne, die uns leuchtet, kein Feuer, der uns erwärmt; wir verlieren in einer todten Einsamkeit unsern eigenen Werth.“

Ludwig Tieck (1773–1853) deutscher Dichter, Schriftsteller, Herausgeber und Übersetzer der Romantik

Karl von Berneck / Reinhard. Aus: Schriften. 11. Band. Berlin: Reimer. 1829. S. 135.

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„Die Einsamkeit ist wie der Duft mancher Giftpflanzen, süß, aber betäubend, und mit der Zeit geradezu verderblich, selbst für die stärksten Constitutionen.“

Problematische Naturen, Erste Abtheilung, Kap. 37. Sämtliche Werke. Band 1, Leipzig: Staackmann, 1874. S. 390 http://www.zeno.org/Literatur/M/Spielhagen,+Friedrich/Romane/Problematische+Naturen.+Erste+Abtheilung/Siebenunddrei%C3%9Figstes+Capitel

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„Der Mensch verkrüppelt in der Einsamkeit, der richtige, volle, gesunde Mensch ist nur der Mensch in der Gesellschaft.“

Rudolf von Jhering (1818–1892) deutscher Jurist

Der Zweck im Recht. Zweiter Band. Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1883. S. 340f.
Der Zweck im Recht

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„Der Freund sehnte sich nach Einsamkeit. Um allein zu sein, suchte er die Gesellschaft seines Geliebten. Mit ihm ist er allein inmitten der Leute.“

Ramon Llull (1232–1316) katalanischer Philosoph, Logiker und Theologe

Das Buch vom Freunde und vom Geliebten, Abschnitt 46

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„Die Einsamkeit ist ein dichter Mantel, und doch friert das Herz darunter.“

Erwin Guido Kolbenheyer (1878–1962) österreichischer Romanautor, Dramatiker und Lyriker der faschistischen Epoche

Amor Dei, Ein Spinoza-Roman

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„Vergnügte Einsamkeit! du bist die Ruhe. // So meine stille Brust sich längst erwählet, […]“

Anna Luise Karsch (1722–1791) deutsche Dichterin

Arie. Aus: Gedichte. Hrsg. von Ihrer Tochter Caroline von Klencke. Berlin, 1792. S. 350 http://www.zeno.org/Literatur/M/Karsch,+Anna+Louisa/Gedichte/Gedichte+(Ausgabe+1792)/Anhang/Arie

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„Warum eigentlich macht mich die Einsamkeit verzweifelt? Es gibt ja Menschen genug, die ich um mich haben könnte, wenn ich sie rufe. Aber ich will sie alle nicht.“

Franziska zu Reventlow (1871–1918) deutsche Schriftstellerin, Malerin und Übersetzerin

Tagebücher, 5. Mai [1897]. In: Gesammelte Werke, München: Langen, 1925. Tagebücher 1886-1910, Neuausgabe Igel-Verlag Hamburg 2010 (2. Auflage), S. 54
Tagebücher 1886-1910

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„Erfindungen nämlich bedürfen der ungestörten Ruhe, des stillen, beständigen Nachdenkens und eifrigen Erprobens, und all dies gibt nur die Einsamkeit, nicht die Gesellschaft der Menschen, wie wir es ja auch an Archimedes sehen.“

Gerolamo Cardano (1501–1576) italienischer Arzt und Mathematiker

Des Girolamo Cardano von Mailand, Buergers von Bologna, eigene Lebensbeschreibung. Übertragen und eingeleitet von Hermann Hefele. Eugen Diederichs Jena 1914. S. 214
Original lateinisch: "inventiones enim debentur tranquillitati, & quieti, ac stabili cogitationi, necnon experientiae, quae omnia sunt solitudinis, non societatis hominum, ut de Archimede legitur." - De vita propria. Capvt LIII. filosofia.unimi.it http://www.filosofia.unimi.it/cardano/testi/opera.html

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„Alleinsein ist keine Isolation, es ist nicht das Gegenteil von Einsamkeit, es ist ein Seinszustand, wenn alle Erfahrung, alles Wissen ein Ende haben.“

Jiddu Krishnamurti (1895–1986) spiritueller Lehrer indisch-brahmanischer Herkunft

Über die Liebe, Aquamarin Verlag Grafing, 2000, S. 181
Über die Liebe - On Love and Loneliness

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„Alleinsein kann es erst geben, wenn die Einsamkeit aufgehört hat.“

Jiddu Krishnamurti (1895–1986) spiritueller Lehrer indisch-brahmanischer Herkunft

Über die Liebe, Aquamarin Verlag Grafing, 2000, S. 65
Über die Liebe - On Love and Loneliness

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„Der Wille der Kranken, irgendeine Form der Überlegenheit darzustellen, ihr Instinkt[864] für Schleichwege, die zu einer Tyrannei über die Gesunden führen – wo fände er sich nicht, dieser Wille gerade der Schwächsten zur Macht! Das kranke Weib insonderheit: niemand übertrifft es in Raffinements, zu herrschen, zu drücken, zu tyrannisieren. Das kranke Weib schont dazu nichts Lebendiges, nichts Totes, es gräbt die begrabensten Dinge wieder auf (die Bogos sagen: »das Weib ist eine Hyäne«). Man blicke in die Hintergründe jeder Familie, jeder Körperschaft, jedes Gemeinwesens: überall der Kampf der Kranken gegen die Gesunden – ein stiller Kampf zumeist mit kleinen Giftpulvern, mit Nadelstichen, mit tückischem Dulder-Mienenspiele, mitunter aber auch mit jenem Kranken-Pharisäismus der lauten Gebärde, der am liebsten »die edle Entrüstung« spielt. Bis in die geweihten Räume der Wissenschaft hinein möchte es sich hörbar machen, das heisere Entrüstungs-Gebell der krankhaften Hunde, die bissige Verlogenheit und Wut solcher »edlen« Pharisäer (– ich erinnere Leser, die Ohren haben, nochmals an jenen Berliner Rache-Apostel Eugen Dühring, der im heutigen Deutschland den unanständigsten und widerlichsten Gebrauch vom moralischen Bumbum macht: Dühring, das erste Moral-Großmaul, das es jetzt gibt, selbst noch unter seinesgleichen, den Antisemiten). Das sind alles Menschen des Ressentiment, diese physiologisch Verunglückten und Wurmstichigen, ein ganzes zitterndes Erdreich unterirdischer Rache, unerschöpflich, unersättlich in Ausbrüchen gegen die Glücklichen und ebenso in Maskeraden der Rache, in Vorwänden zur Rache: wann würden sie eigentlich zu ihrem letzten, feinsten, sublimsten Triumph der Rache kommen? Dann unzweifelhaft, wenn es ihnen gelänge, ihr eignes Elend, alles Elend überhaupt den Glücklichen ins Gewissen zu schieben: so daß diese sich eines Tags ihres Glücks zu schämen begännen und vielleicht untereinander sich sagten »es ist eine Schande, glücklich zu sein! es gibt zu viel Elend!«… Aber es könnte gar kein größeres und verhängnisvolleres Mißverständnis geben, als wenn dergestalt die Glücklichen, die Wohlgeratenen, die Mächtigen an Leib und Seele anfingen, an ihrem Recht auf Glück zu zweifeln. Fort mit dieser »verkehrten Welt«! Fort mit dieser schändlichen Verweichlichung des Gefühls! Daß die Kranken nicht die Gesunden krank machen – und dies wäre eine solche Verweichlichung –, das sollte doch der oberste Gesichtspunkt auf Erden sein – dazu aber gehört[865] vor allen Dingen, daß die Gesunden von den Kranken abgetrennt bleiben, behütet selbst vor dem Anblick der Kranken, daß sie sich nicht mit den Kranken verwechseln. Oder wäre es etwa ihre Aufgabe, Krankenwärter oder Ärzte zu sein?… Aber sie könnten ihre Aufgabe gar nicht schlimmer verkennen und verleugnen – das Höhere soll sich nicht zum Werkzeug des Niedrigeren herabwürdigen, das Pathos der Distanz soll in alle Ewigkeit auch die Aufgaben auseinanderhalten! Ihr Recht, dazusein, das Vorrecht der Glocke mit vollem Klange vor der mißtönigen, zersprungenen, ist ja ein tausendfach größeres: sie allein sind die Bürgen der Zukunft, sie allein sind verpflichtet für die Menschen-Zukunft. Was sie können, was sie sollen, das dürften niemals Kranke können und sollen: aber damit sie können, was nur sie sollen, wie stünde es ihnen noch frei, den Arzt, den Trostbringer, den »Heiland« der Kranken zu machen?… Und darum gute Luft! gute Luft! und weg jedenfalls aus der Nähe von allen Irren- und Krankenhäusern der Kultur! Und darum gute Gesellschaft, unsre Gesellschaft! Oder Einsamkeit, wenn es sein muß! Aber weg jedenfalls von den üblen Dünsten der inwendigen Verderbnis und des heimlichen Kranken-Wurmfraßes!… Damit wir uns selbst nämlich, meine Freunde, wenigstens eine Weile noch gegen die zwei schlimmsten Seuchen verteidigen, die gerade für uns aufgespart sein mögen – gegen den großen Ekel am Menschen! gegen das große Mitleid mit dem Menschen!…“

Friedrich Nietzsche (1844–1900) deutscher Philosoph und klassischer Philologe

Jenseits von Gut und Böse/Zur Geneologie der Moral

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„Die menschliche Kommunikation ist ein Kunstgriff gegen die Einsamkeit zum Tode“

Vilém Flusser (1920–1991) tschechischer Kommunikations- und Medienphilosoph, Autor und Hochschullehrer

Kommunikologie, 1996