Zitate über Vorwurf

Eine Sammlung von Zitaten zum Thema vorwurf, menschen, ehe, leben.

Zitate über Vorwurf

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„Wer nicht nur seine Nase zum Riechen hat, sondern auch seine Augen und Ohren, der spürt fast überall, wohin er heute auch nur tritt, etwas wie Irrenhaus-, wie Krankenhaus-Luft – ich rede, wie billig, von den Kulturgebieten des Menschen, von jeder Art »Europa«, das es nachgerade auf Erden gibt. Die Krankhaften sind des Menschen große Gefahr: nicht die Bösen, nicht die »Raubtiere«. Die von vornherein Verunglückten, Niedergeworfnen, Zerbrochenen – sie sind es, die Schwächsten sind es, welche am meisten das Leben unter Menschen unterminieren, welche unser Vertrauen zum Leben, zum Menschen, zu uns am gefährlichsten vergiften und in Frage stellen. Wo entginge man ihm, jenem verhängten Blick, von dem man eine tiefe Traurigkeit mit fortträgt, jenem zurückgewendeten Blick des Mißgebornen von Anbeginn, der es verrät, wie ein solcher Mensch zu sich selber spricht – jenem Blick, der ein Seufzer ist! »Möchte ich irgend jemand anderes sein!« so seufzt dieser Blick: »aber da ist keine Hoffnung. Ich bin, der ich bin: wie käme ich von mir selber los? Und doch – habe ich mich satt!«… Auf solchem Boden[863] der Selbstverachtung, einem eigentlichen Sumpfboden, wächst jedes Unkraut, jedes Giftgewächs, und alles so klein, so versteckt, so unehrlich, so süßlich. Hier wimmeln die Würmer der Rach- und Nachgefühle; hier stinkt die Luft nach Heimlichkeiten und Uneingeständlichkeiten; hier spinnt sich beständig das Netz der bösartigsten Verschwörung – der Verschwörung der Leidenden gegen die Wohlgeratenen und Siegreichen, hier wird der Aspekt des Siegreichen gehaßt. Und welche Verlogenheit, um diesen Haß nicht als Haß einzugestehn! Welcher Aufwand an großen Worten und Attitüden, welche Kunst der »rechtschaffnen« Verleumdung! Diese Mißratenen: welche edle Beredsamkeit entströmt ihren Lippen! Wieviel zuckrige, schleimige, demütige Ergebung schwimmt in ihren Augen! Was wollen sie eigentlich? Die Gerechtigkeit, die Liebe, die Weisheit, die Überlegenheit wenigstens darstellen – das ist der Ehrgeiz dieser »Untersten«, dieser Kranken! Und wie geschickt macht ein solcher Ehrgeiz! Man bewundere namentlich die Falschmünzer-Geschicklichkeit, mit der hier das Gepräge der Tugend, selbst der Klingklang, der Goldklang der Tugend nachgemacht wird. Sie haben die Tugend jetzt ganz und gar für sich in Pacht genommen, diese Schwachen und Heillos-Krankhaften, daran ist kein Zweifel: »wir allein sind die Guten, die Gerechten, so sprechen sie, wir allein sind die homines bonae voluntatis.« Sie wandeln unter uns herum als leibhafte Vorwürfe, als Warnungen an uns – wie als ob Gesundheit, Wohlgeratenheit, Stärke, Stolz, Machtgefühl an sich schon lasterhafte Dinge seien, für die man einst büßen, bitter büßen müsse: o wie sie im Grunde dazu selbst bereit sind, büßen zu machen, wie sie darnach dürsten, Henker zu sein. Unter ihnen gibt es in Fülle die zu Richtern verkleideten Rachsüchtigen, welche beständig das Wort »Gerechtigkeit« wie einen giftigen Speichel im Munde tragen, immer gespitzen Mundes, immer bereit, alles anzuspeien, was nicht unzufrieden blickt und guten Muts seine Straße zieht. Unter ihnen fehlt auch jene ekelhafteste Spezies der Eitlen nicht, die verlognen Mißgeburten, die darauf aus sind, »schöne Seelen« darzustellen, und etwa ihre verhunzte Sinnlichkeit, in Verse und andere Windeln gewickelt, als »Reinheit des Herzens« auf den Markt bringen: die Spezies der moralischen Onanisten und »Selbstbefriediger«.“

Friedrich Nietzsche (1844–1900) deutscher Philosoph und klassischer Philologe

Jenseits von Gut und Böse/Zur Geneologie der Moral

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„Der Sozialismus wird uns noch viel Mühe machen. Den Regierungen ist oft der Vorwurf gemacht worden, es sowohl an Energie wie an Wohlwollen haben fehlen zu lassen. Ich nenne es nicht Nachsicht, wenn ein Mensch so feige ist, dem Druck einer Demonstration nachzugeben. Zuweilen besteht das rechte Wohlwollen darin, Blut zu vergießen. Das Blut einer aufrührerischen Minorität, und zwar zur Verteidigung der ruheliebenden und dem Gesetz gehorchenden Majorität. Das erste Erfordernis einer Regierung ist Energie. Sie darf nicht der Zeit sich anbequemen, nicht die Zukunft für eine nur zeitweilig bequeme Einrichtung aufopfern. Eine Regierung muss konsequent sein. Die Festigkeit, ja sogar die Härte einer herrschenden Macht ist eine Bürgschaft des Friedens, sowohl nach außen wie nach innen. Eine Regierung, die immer bereit ist, einer Majorität nachzugeben, sei die letztere nun eine lokale oder bloß eine zeitweilige, eine parlamentarische oder aufrührerische, und welche ihr Ansehen nur durch Zugeständnisse aufrecht erhält, von denen jedes den Weg zu einem neuen Zugeständnis anbahnt, eine solche Regierung befindet sich in einer traurigen Klemme.“

Otto Von Bismarck (1815–1898) deutscher Politiker, Reichskanzler

Otto von Bismarck in einem Interview gegenüber dem Korrespondenten des New York Herald (23. April 1890) http://www.wissen.de/lexikon/bismarck-otto-fuerst-von?chunk=die-innenpolitik-des-reichskanzlers. Zitiert in: Günter Schönbrunn, Das Bürgerliche Zeitalter, 1815-1914, S. 448, Bayerischer Schulbuchverlag (1980).

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„Die Kritik hatte mir vielfach den Vorwurf gemacht, daß sich meine Dramen mit meiner eigenen Person beschäftigen. Ich wollte dartun, daß es sich der Mühe lohnt, meine Person auf die Bühne zu bringen.“

Frank Wedekind (1864–1918) deutscher Schriftsteller und Schauspieler

Was ich mir dabei dachte
Tagebuch, Was ich mir dabei dachte

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„Wir werden immer gut thun, Vorwürfe, die uns wie nur im Scherz gemacht wurden, getrost als im Ernst gemeint hinzunehmen.“

Karl Gutzkow (1811–1878) deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Journalist

Vom Baum der Erkenntnis, Denksprüche von Karl Gutzkow, Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart 1868, Das innere Gesetz, S.45,

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„Meine Kunst lasse ich nicht liegen, ich müßte mir ewige Vorwürfe machen.“

Clara Schumann (1819–1896) deutsche Pianistin und Komponistin

Berthold Litzmann, Clara Schumann, Erster Band, Mädchenjahre, Breitkopf und Härtel, Leipzig 1902, S. 364,
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„Wenn ich das Reden verweigere, kann ich kaum der Sprache zum Vorwurf machen, dass niemand meine Gedanken zur Kenntnis nimmt.“

Peter Kruse (1955–2015) deutscher Psychologe und Unternehmensberater

Internet-Thesen des FAZ-Herausgebers - "Schirrmacher ist Zaungast" - In: Sueddeutsche. de, 26. November 2009, Interview: Johannes Kuhn

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„Wer mit dem Zeigefinger allgemeiner Vorwürfe auf den oder die vermeintlichen Anstifter oder Drahtzieher zeigt, sollte daran denken, daß in der Hand mit dem ausgestreckten Zeigefinger zugleich drei andere Finger auf ihn selbst zurückweisen.“

Gustav Heinemann (1899–1976) ehemaliger Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland

Fernsehansprache am 14. April 1968 nach den gewalttätigen Ausschreitungen gegen den Springer-Verlag, die dem Attentat auf Rudi Dutschke folgten. Die ZEIT 19. April 1968 http://www.zeit.de/1968/16/Gustav-Heinemann

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„Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus. Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen.“

Karl-Theodor zu Guttenberg (1971) deutscher Politiker (CSU), MdB

in einer schriftlichen Erklärung zum Vorwurf, seine Doktorarbeit sei ein Plagiat SPIEGEL ONLINE vom 16.2.2011 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fussnoten-streit-dr-guttenberg-nennt-plagiatsvorwuerfe-abstrus-a-745919.html, Tagesschau.de vom 22.2.2011 http://www.tagesschau.de/inland/guttenberg686.html

„Ein Vorwurf sitzt dann am besten, wenn man ihn in ein Kompliment verpackt.“

Markus M. Ronner (1938–2022) Schweizer Theologe, Publizist und Journalist

Der treffende Geistesblitz
Der treffende Geistesblitz

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„Offenbar ist hier auch so verfahren worden. Das ist, ich möchte einmal sagen, etwas außerhalb der Legalität, aber wir alle sind der Meinung […] Wenn nun die Polizei versucht haben sollte — ich kann das noch nicht verifizieren —, einen Landesverräter vielleicht auch auf diesem kurzgeschlossenen Wege zu bekommen, dann könnte man sagen: Es ist außerhalb der Bestimmungen; aber moralische Vorwürfe möchte ich deswegen niemanden machen.“

Hermann Höcherl (1912–1989) deutscher Politiker (CSU), MdB

In der Fragestunde des Deutschen Bundestages am 8. November 1962 im Zusammenhang mit der Frage des Abgeordneten Wittrock: „Wer veranlaßte die spanische Polizei, den ‚Spiegel‘-Redakteur Ahlers in Malaga festzunehmen?
Plenarprotokoll 4/46 http://dip21.bundestag.de/dip21/btp/04/04046.pdf S. 7 (D)

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„Jeder Jude, der in Europa wirkt, ist eine Gefahr für die europäische Kultur. Wenn man mir den Vorwurf machen wollte, daß ich aus dieser Stadt, die einst die europäische Metropole des Judentums gewesen ist, Zehntausende und aber Zehntausende von Juden ins östliche Ghetto abgeschoben habe, muß ich antworten: Ich sehe darin einen aktiven Beitrag zur europäischen Kultur.“

Baldur von Schirach (1907–1974) deutscher Politiker (NSDAP), MdR, Reichsjugendführer

aus Schirachs Rede beim Kongreß der europäischen Jugend in Wien am 14. September 1942. Völkischer Beobachter (Wiener Ausgabe) 15. September 1942. Dokument 3048-PS und Beweisstück US-274 im Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher, verlesen in der Vormittagssitzung des Gerichtshofs am 16. Januar 1946 http://www.zeno.org/nid/20002758563

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„Wir werden als die größten Staatsmänner aller Zeiten in die Geschichte eingehen oder als ihre größten Verbrecher, sagte er mir Anfang 1944, als ich längst in Ungnade am Rande der Dinge lebte […]. Es war bei einer zufälligen Begegnung im D-Zuge nach dem Führerhauptquartier, wohin mich Himmler, nach meiner ersten Verhaftung, wegen des Vorwurfs einer versuchten Desertion in die Schweiz, bestellt hatte.“

Joseph Goebbels (1897–1945) deutscher Politiker (NSDAP), MdR, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda

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Quelle: Rudolf Diels: Die Nacht der langen Messer … fand nicht statt, in: Der Spiegel, Jg. 3, Nr. 21, 19. Mai 1949, S. 21, spiegel.de http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44436729.html; Vorabdruck aus: Lucifer ante portas - … es spricht der erste Chef der Gestapo …, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1950, S. 118 books.google https://books.google.de/books?id=8js1AAAAIAAJ&q=%22größten+verbrecher%22

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„Wer die Grünen wählt, der wird sich später mal bitterste Vorwürfe machen.“

Helmut Schmidt (1918–2015) Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

Quelle: im WDR-Originalton https://www1.wdr.de/mediathek/audio/zeitzeichen/audio-gruendung-der-partei-die-gruenen-am--100.html (Minute 07:41 bis 07:48; Memento https://web.archive.org/web/20200623185948/https://wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/podcast/weltweit/fsk0/207/2078499/wdrzeitzeichen_2020-01-12_gruendungderparteidiegruenenam1211980_wdr5.mp3) aus dem Jahr 1980 über die Gründung der Partei „Die Grünen“.