Theodor W. Adorno Zitate
seite 3
38 Zitate über Freiheit, Liebe und die Kunst

Entdecken Sie die tiefgründige Weisheit von Theodor W. Adorno anhand seiner zum Nachdenken anregenden Zitate, die sich mit Themen wie dem Wesen der Freiheit, der Macht der Liebe und dem Einfluss der Kunst auf die Gesellschaft befassen. Erleben Sie seine einzigartige Perspektive.

Theodor W. Adorno war ein bekannter deutscher Philosoph, Soziologe, Komponist und Pädagoge. Er ist vor allem als Mitbegründer der Kritischen Theorie und Hauptvertreter der Frankfurter Schule bekannt. Adorno hatte eine enge Freundschaft und Arbeitsgemeinschaft mit Max Horkheimer, den er während seines Studiums kennengelernt hatte.

Adorno wurde in Frankfurt geboren und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. Bereits als Kind erhielt er eine intensive musikalische Erziehung und beschäftigte sich schon früh mit der Philosophie von Immanuel Kant. Nach seinem Studium widmete er sich der Kompositionslehre im Kreis der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg und arbeitete auch als Musikkritiker. Aufgrund des Lehrverbots durch die Nationalsozialisten emigrierte er während der Zeit des Nationalsozialismus in die USA, wo er am Institut für Sozialforschung tätig war und gemeinsam mit Horkheimer die Dialektik der Aufklärung schrieb.

Adorno kehrte nach dem Krieg nach Frankfurt zurück und war einer der Direktoren des wiedereröffneten Instituts für Sozialforschung. Als öffentlicher Intellektueller prägte er das kulturelle und intellektuelle Leben Nachkriegsdeutschlands durch seine Reden, Rundfunkvorträge und Publikationen. Seine Arbeit als Philosoph und Sozialwissenschaftler stand in der Tradition von Kant, Hegel, Marx und Freud. Obwohl er die Kritik der Studentenbewegung an der kapitalistischen Gesellschaft teilte, distanzierte er sich aufgrund ihres Hangs zum blinden Aktionismus und zur Gewaltbereitschaft von ihrem Wirken.

✵ 11. September 1903 – 6. August 1969   •   Andere Namen Theodor Wiesengrund Adorno, Theodor Ludwig Wiesengrund Adorno
Theodor W. Adorno Foto
Theodor W. Adorno: 128   Zitate 112   Gefällt mir

Theodor W. Adorno Berühmte Zitate

„Ich fürchte mich nicht vor der Rückkehr des Faschisten in der Maske des Faschisten, sondern vor dessen Rückkehr in der Maske des Demokraten.“

Zuschreibung durch Peter Mühlbauer: Unbewusstes Battle Reenactment https://www.heise.de/tp/features/Unbewusstes-Battle-Reenactment-3413810.html, Telepolis 4. Juni 2007. Offenbar eine Paraphrasierung der folgenden Passage aus einem 1959 gehaltenen Vortrag Adornos:
"Ich möchte nicht auf die Frage neonazistischer Organisationen eingehen. Ich betrachte das Nachleben des Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher denn das Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie. Unterwanderung bezeichnet ein Objektives; nur darum machen zwielichtige Figuren ihr come back in Machtpositionen, weil die Verhältnisse sie begünstigen." - Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit? Vortrag auf der Erzieherkonferenz des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Wiesbaden, 6. November 1959, in: Erziehung zur Mündigkeit books.google PT8 https://books.google.de/books?id=lKNECgAAQBAJ&pg=PT8; signale.cornell.edu https://signale.cornell.edu/text/was-bedeutet-aufarbeitung-der-vergangenheit; Tonaufnahme https://www.youtube.com/playlist?list=PLF2BCC5C2172F9274. Siehe auch falschzitate.blogspot http://falschzitate.blogspot.com/2017/08/ich-furchte-nicht-die-ruckkehr-der.html.
Fälschlich zugeschrieben

„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“

Minima Moralia, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 22. Auflage 1994, ISBN 3-518-01236-3, S. 67
Minima Moralia

„Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.“

Minima Moralia, Suhrkamp 1970, S. 298 books.google https://books.google.de/books?id=eLQkAQAAMAAJ&q=magie
Minima Moralia

„Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen.“

Minima Moralia. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 22. Auflage 1994, ISBN 3-518-01236-3, S. 67
Minima Moralia

„Leben, das Sinn hätte, fragte nicht danach.“

Negative Dialektik, in: Gesammelte Schriften 6, Hg. Rolf Tiedemann, Frankfurt a.M.:Suhrkamp, 1. Auflage 1997, ISBN 3-518-06511-4, S. 369
Negative Dialektik

„Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran, daß ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu sollen.“

Erziehung zur Mündigkeit, Frankfurt a.M.:Suhrkamp, 1. Auflage 1971, ISBN 3-518-36511-8, S. 88
Erziehung nach Auschwitz [1966]

Zitate über Menschen von Theodor W. Adorno

„Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen.“

Minima Moralia. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 22. Auflage 1994, ISBN 3-518-01236-3, S. 57
Minima Moralia

„Der Bürger aber ist tolerant. Seine Liebe zu den Leuten, wie sie sind, entspringt dem Haß gegen den richtigen Menschen.“

Quelle: Minima Moralia (1951)

https://books.google.de/books?id=IGAaAAAAIAAJ&q=tolerant S. 20 books.google

„Das Zentrum der geistigen Selbstdisziplin als solcher ist in Zersetzung begriffen. Die Tabus, die den geistigen Rang eines Menschen ausmachen, oftmals sedimentierte Erfahrungen und unartikulierte Erkenntnisse, richten sich stets gegen eigene Regungen, die er verdammen lernte, die aber so stark sind, daß nur eine fraglose und unbefragte Instanz ihnen Einhalt gebieten kann. Was fürs Triebleben gilt, gilt fürs geistige nicht minder: der Maler und Komponist, der diese und jene Farbenzusammenstellung oder Akkordverbindung als kitschig sich untersagt, der Schriftsteller, dem sprachliche Konfigurationen als banal oder pedantisch auf die Nerven gehen, reagiert so heftig gegen sie, weil in ihm selber Schichten sind, die es dorthin lockt. Die Absage ans herrschende Unwesen der Kultur setzt voraus, daß man an diesem selber genug teilhat, um es gleichsam in den eigenen Fingern zucken zu fühlen, daß man aber zugleich aus dieser Teilhabe Kräfte zog, sie zu kündigen. Diese Kräfte, die als solche des individuellen Widerstands in Erscheinung treten, sind darum doch keineswegs selber bloß individueller Art. Das intellektuelle Gewissen, in dem sie sich zusammenfassen, hat ein gesellschaftliches Moment so gut wie das moralische Überich. Es bildet sich an einer Vorstellung von der richtigen Gesellschaft und deren Bürgern. Läßt einmal diese Vorstellung nach—und wer könnte noch blind vertrauend ihr sich überlassen—, so verliert der intellektuelle Drang nach unten seine Hemmung, und aller Unrat, den die barbarische Kultur im Individuum zurückgelassen hat, Halbbildung, sich Gehenlassen, plumpe Vertraulichkeit, Ungeschliffenheit, kommt zum Vorschein. Meist rationalisiert es sich auch noch als Humanität, als den Willen, anderen Menschen sich verständlich zu machen, als welterfahrene Verantwortlichkeit. Aber das Opfer der intellektuellen Selbstdisziplin fällt dem, der es auf sich nimmt, viel zu leicht, als daß man ihm glauben dürfte, daß es eines ist.“

Minima Moralia (1951)

„Anpassung tritt kraft der Ideologie der Kulturindustrie anstelle von Bewußtsein: nie wird die Ordnung, die aus ihr herausspringt, dem konfrontiert, was sie zu sein beansprucht, oder den realen Interessen der Menschen.“

Culture Industry Reconsidered (1963)
Kontext: Anpassung tritt kraft der Ideologie der Kulturindustrie anstelle von Bewußtsein: nie wird die Ordnung, die aus ihr herausspringt, dem konfrontiert, was sie zu sein beansprucht, oder den realen Interessen der Menschen. Ordnung aber ist nicht an sich ein Gutes. Sie wäre es einzig als richtige. Daß die Kulturindustrie darum nicht sich kümmert; daß sie Ordnung in abstracto anpreist, bezeugt nur die Ohnmacht und Unwahrheit der Botschaften, die sie übermittelt. Während sie beansprucht, Führer der Ratlosen zu sein, und ihnen Konflikte vorgaukelt, die sie mit ihren eigenen verwechseln sollen, löst sie die Konflikte nur zum Schein, so wie sie in ihrem eigenen Leben kaum gelöst werden könnten.

Zitate über Leben von Theodor W. Adorno

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“

Minima Moralia, Aphorismus 18. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 22. Auflage 1994, ISBN 3-518-01236-3, S. 42, siehe auch Wikipedia: Es gibt kein richtiges Leben im falschen
Minima Moralia
Variante: Es gibt kein richtiges Leben im falschen

„Für Marcel Proust.—Der Sohn wohlhabender Eltern, der, gleichgültig ob aus Talent oder Schwäche, einen sogenannten intellektuellen Beruf, als Künstler oder Gelehrter, ergreift, hat es unter denen, die den degoutanten Namen des Kollegen tragen, besonders schwer. Nicht bloß, daß ihm die Unabhängigkeit geneidet wird, daß man dem Ernst seiner Absicht mißtraut und in ihm einen heimlichen Abgesandten der etablierten Mächte vermutet. Solches Mißtrauen zeugt zwar von Ressentiment, würde aber meist seine Bestätigung finden. Jedoch die eigentlichen Widerstände liegen anderswo. Die Beschäftigung mit geistigen Dingen ist mittlerweile selber »praktisch«, zu einem Geschäft mit strenger Arbeitsteilung, mit Branchen und numerus clausus geworden. Der materiell Unabhängige, der sie aus Widerwillen gegen die Schmach des Geldverdienens wählt, wird nicht geneigt sein, das anzuerkennen. Dafür wird er bestraft. Er ist kein »professional«, rangiert in der Hierarchie der Konkurrenten als Dilettant, gleichgültig wieviel er sachlich versteht, und muß, wenn er Karriere machen will, den stursten Fachmann an entschlossener Borniertheit womöglich noch übertrumpfen. Die Suspension der Arbeitsteilung, zu der es ihn treibt, und die in einigen Grenzen seine ökonomische Lage zu verwirklichen ihn befähigt, gilt als besonders anrüchig: sie verrät die Abneigung, den von der Gesellschaft anbefohlenen Betrieb zu sanktionieren, und die auftrumpfende Kompetenz läßt solche Idiosynkrasien nicht zu. Die Departementalisierung des Geistes ist ein Mittel, diesen dort abzuschaffen, wo er nicht ex officio, im Auftrag betrieben wird. Es tut seine Dienste um so zuverlässiger, als stets derjenige, der die Arbeitsteilung kündigt—wäre es auch nur, indem seine Arbeit ihm Lust bereitet —, nach deren eigenem Maß Blößen sich gibt, die von den Momenten seiner Überlegenheit untrennbar sind. So ist für die Ordnung gesorgt: die einen müssen mitmachen, weil sie sonst nicht leben können, und die sonst leben könnten, werden draußen gehalten, weil sie nicht mitmachen wollen. Es ist, als rächte sich die Klasse, von der die unabhängigen Intellektuellen desertiert sind, indem zwangshaft ihre Forderungen dort sich durchsetzen, wo der Deserteur Zuflucht sucht.“

Minima Moralia (1951)

Theodor W. Adorno Zitate und Sprüche

„Kunst will das, was noch nicht war, doch alles, was sie ist, war schon.“

Ästhetische Theorie, in: Gesammelte Schriften 7, Hg. Rolf Tiedemann, Frankfurt a.M.:Suhrkamp, 1. Auflage 1997, ISBN 3-518-06511-4, S. 203
Ästhetische Theorie

„Die rastlose Selbstzerstörung der Aufklärung zwingt das Denken dazu, sich auch die letzte Arglosigkeit gegenüber den Gewohnheiten und Richtungen des Zeitgeistes zu verbieten.“

Max Horkheimer / Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Suhrkamp 1981 Seite 11 books.google http://books.google.de/books?id=9jbXAAAAMAAJ&q=Selbstzerst%C3%B6rung
Dialektik der Aufklärung

„Der Panzer verdeckt die Wunde.“

Erziehung zur Mündigkeit, Frankfurt a.M.:Suhrkamp, 1. Auflage 1971, ISBN 3-518-36511-8, S. 45 books.google PT41 https://books.google.de/books?id=lKNECgAAQBAJ&pg=PT41&dq=Panzer
Philosophie und Lehrer

„Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.“

Minima Moralia, Aphorismus 122. Gesammelte Schriften 4, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1. Auflage 1997, ISBN 3-518-06511-4, S. 218
Minima Moralia

„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“

Kulturkritik und Gesellschaft, (1951). In: Adorno: Gesammelte Schriften, Bd. 10.1. Frankfurt/M. 1980. S. 11–30.
Kulturkritik und Gesellschaft

„In nuce. - Aufgabe von Kunst heute ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen.“

Minima Moralia, Suhrkamp 1970, S. 298 books.google https://books.google.de/books?id=eLQkAQAAMAAJ&q=nuce
Minima Moralia

Theodor W. Adorno: Zitate auf Englisch

“Wrong life cannot be lived rightly.”

Theodor W. Adorno buch Minima Moralia

Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
E. Jephcott, trans. (1974), § 18
Minima Moralia (1951)

“When I made my theoretical model, I could not have guessed that people would try to realise it with Molotov cocktails.”

As quoted in The Dialectical Imagination : A History of the Frankfurt School and the Institute of Social Research (1973) by M Jay, p. 279.

“Whoever is versed in the jargon does not have to say what he thinks, does not even have to think it properly. The jargon takes over this task.”

Der des Jargons Kundige braucht nicht zu sagen, was er denkt, nicht einmal recht es zu denken: das nimmt der Jargon ihm ab und entwertet den Gedanken.
Quelle: Jargon der Eigentlichkeit [Jargon of Authenticity] (1964), p. 9

“Tenderness between people is nothing other than awareness of the possibility of relations without purpose.”

Theodor W. Adorno buch Minima Moralia

Zartheit zwischen Menschen ist nichts anderes als das Bewußtsein von der Möglichkeit zweckfreier Beziehungen.
E. Jephcott, trans. (1974), § 20
Minima Moralia (1951)

“The bourgeois … is tolerant. His love for people as they are stems from his hatred of what they might be.”

Theodor W. Adorno buch Minima Moralia

Der Bürger aber ist tolerant. Seine Liebe zu den Leuten, wie sie sind, entspringt dem Haß gegen den richtigen Menschen.
E. Jephcott, trans. (1974), § 4
Minima Moralia (1951)

“Vague expression permits the hearer to imagine whatever suits him and what he already thinks in any case. Rigorous formulation demands unequivocal comprehension, conceptual effort, to which people are deliberately disencouraged, and imposes on them in advance of any content a suspension of all received opinions, and thus an isolation, that they violently resist. Only what they do not need first to understand, they consider understandable; only the word coined by commerce, and really alienated, touches them as familiar.”

Theodor W. Adorno buch Minima Moralia

Der vage Ausdruck erlaubt dem, der ihn vernimmt, das ungefähr sich vorzustellen, was ihm genehm ist und was er ohnehin meint. Der strenge erzwingt Eindeutigkeit der Auffassung, die Anstrengung des Begriffs, deren die Menschen bewußt entwöhnt werden, und mutet ihnen vor allem Inhalt Suspension der gängigen Urteile, damit ein sich Absondern zu, dem sie heftig widerstreben. Nur, was sie nicht erst zu verstehen brauchen, gilt ihnen für verständlich; nur das in Wahrheit Entfremdete, das vom Kommerz geprägte Wort berührt sie als vertraut.
E. Jephcott, trans. (1974), § 64
Minima Moralia (1951)

“The melancholy science from which I make this offering to my friend relates to a region that from time immemorial was regarded as the true field of philosophy, but which, since the latter’s conversion into method, has lapsed into intellectual neglect, sententious whimsy and finally oblivion: the teaching of the good life. What the philosophers once knew as life has become the sphere of private existence and now of mere consumption, dragged along as an appendage of the process of material production, without autonomy or substance of its own.”

Theodor W. Adorno buch Minima Moralia

Die traurige Wissenschaft, aus der ich meinem Freunde einiges darbiete, bezieht sich auf einen Bereich, der für undenkliche Zeiten als der eigentliche der Philosophie galt, seit deren Verwandlung in Methode aber der intellektuellen Nichtachtung, der sententiösen Willkür und am Ende der Vergessenheit verfiel: die Lehre vom richtigen Leben. Was einmal den Philosophen Leben hieß, ist zur Sphäre des Privaten und dann bloß noch des Konsums geworden, die als Anhang des materiellen Produktionsprozesses, ohne Autonomie und ohne eigene Substanz, mit geschleift wird.
E. Jephcott, trans. (1974), Dedication
Minima Moralia (1951)

“Both are torn halves of an integral freedom, to which however they do not add up.”

On high culture and popular culture, in a letter http://www.scribd.com/doc/11510904/Adorno-Letters-to-Walter-Benjamin to Walter Benjamin (18 March 1936)

“The jargon of authenticity … is a trademark of societalized chosenness, … sub-language as superior language.”

Quelle: Jargon der Eigentlichkeit [Jargon of Authenticity] (1964), pp. 5-6

“The center of intellectual self-discipline as such is in the process of decomposition. The taboos that constitute a man’s intellectual stature, often sedimented experiences and unarticulated insights, always operate against inner impulses that he has learned to condemn, but which are so strong that only an unquestioning and unquestioned authority can hold them in check. What is true of the instinctual life is no less of the intellectual: the painter or composer forbidding himself as trite this or that combination of colors or chords, the writer wincing at banal or pedantic verbal configurations, reacts so violently because layers of himself are drawn to them. Repudiation of the present cultural morass presupposes sufficient involvement in it to feel it itching in one’s finger-tips, so to speak, but at the same time the strength, drawn from this involvement, to dismiss it. This strength, though manifesting itself as individual resistance, is by no means of a merely individual nature. In the intellectual conscience possessed of it, the social movement is no less present than the moral super-ego. Such conscience grows out of a conception of the good society and its citizens. If this conception dims—and who could still trust blindly in it—the downward urge of the intellect loses its inhibitions and all the detritus dumped in the individual by barbarous culture—half-learning, slackness, heavy familiarity, coarseness—comes to light. Usually it is rationalized as humanity, desire to be understood by others, worldly-wise responsibility. But the sacrifice of intellectual self-discipline comes much too easily to him who makes it for us to believe his assurance that it is one.”

Theodor W. Adorno buch Minima Moralia

Das Zentrum der geistigen Selbstdisziplin als solcher ist in Zersetzung begriffen. Die Tabus, die den geistigen Rang eines Menschen ausmachen, oftmals sedimentierte Erfahrungen und unartikulierte Erkenntnisse, richten sich stets gegen eigene Regungen, die er verdammen lernte, die aber so stark sind, daß nur eine fraglose und unbefragte Instanz ihnen Einhalt gebieten kann. Was fürs Triebleben gilt, gilt fürs geistige nicht minder: der Maler und Komponist, der diese und jene Farbenzusammenstellung oder Akkordverbindung als kitschig sich untersagt, der Schriftsteller, dem sprachliche Konfigurationen als banal oder pedantisch auf die Nerven gehen, reagiert so heftig gegen sie, weil in ihm selber Schichten sind, die es dorthin lockt. Die Absage ans herrschende Unwesen der Kultur setzt voraus, daß man an diesem selber genug teilhat, um es gleichsam in den eigenen Fingern zucken zu fühlen, daß man aber zugleich aus dieser Teilhabe Kräfte zog, sie zu kündigen. Diese Kräfte, die als solche des individuellen Widerstands in Erscheinung treten, sind darum doch keineswegs selber bloß individueller Art. Das intellektuelle Gewissen, in dem sie sich zusammenfassen, hat ein gesellschaftliches Moment so gut wie das moralische Überich. Es bildet sich an einer Vorstellung von der richtigen Gesellschaft und deren Bürgern. Läßt einmal diese Vorstellung nach—und wer könnte noch blind vertrauend ihr sich überlassen—, so verliert der intellektuelle Drang nach unten seine Hemmung, und aller Unrat, den die barbarische Kultur im Individuum zurückgelassen hat, Halbbildung, sich Gehenlassen, plumpe Vertraulichkeit, Ungeschliffenheit, kommt zum Vorschein. Meist rationalisiert es sich auch noch als Humanität, als den Willen, anderen Menschen sich verständlich zu machen, als welterfahrene Verantwortlichkeit. Aber das Opfer der intellektuellen Selbstdisziplin fällt dem, der es auf sich nimmt, viel zu leicht, als daß man ihm glauben dürfte, daß es eines ist.
E. Jephcott, trans. (1974), § 8
Minima Moralia (1951)

“All the world's not a stage.”

Theodor W. Adorno buch Minima Moralia

E. Jephcott, trans. (1974), § 94
Minima Moralia (1951)

“Always with Beckett there is a technical reduction to the extreme. … But this reduction is really what the world makes out of us …that is the world has made out of us these stumps of men … these men who have actually lost their I, who are really the products of the world in which we live.”

Immer von Beckett ist eine technische Reduktion bis zum äußersten. … Aber diese Reduktion ist ja wirklich das was die Welt aus uns macht … das heißt die Welt aus uns gemacht diese Stümpfe von Menschen also diese Menschen die eigentlich ihr ich ihr verloren haben die sind wirklich die Produkte der Welt in der wir leben.
"Beckett and the Deformed Subject" (Lecture)

“In the end, glorification of splendid underdogs is nothing other than the glorification of the splendid system that makes them so.”

Theodor W. Adorno buch Minima Moralia

Die Glorifizierung der prächtigen underdogs läuft auf die des prächtigen Systems heraus, das sie dazu macht.
E. Jephcott, trans. (1974), § 7
Minima Moralia (1951)

“In general they are intoxicated by the fame of mass culture, a fame which the latter knows how to manipulate; they could just as well get together in clubs for worshipping film stars or for collecting autographs. What is important to them is the sense of belonging as such, identification, without paying particular attention to its content.”

Their applause, cued in by a light-signal, is transmitted directly on the popular radio programmes they are permitted to attend. They call themselves 'jitter-bugs', bugs which carry out reflex movements, performers of their own ecstasy. Merely to be carried away by anything at all, to have something of their own, compensates for their impoverished and barren existence. The gesture of adolescence, which raves for this or that on one day with the ever-present possibility of damning it as idiocy on the next, is now socialized.
Perennial fashion — Jazz, as quoted in The Sociology of Rock (1978) by Simon Frith, ISBN 0094602204

Ähnliche Autoren

Zygmunt Bauman Foto
Zygmunt Bauman 70
britisch-polnischer Soziologe und Philosoph
José Ortega Y Gasset Foto
José Ortega Y Gasset 10
spanischer Philosoph, Soziologe und Essayist
Michel Foucault Foto
Michel Foucault 10
französischer Philosoph
Max Weber Foto
Max Weber 30
deutscher Soziologe, Jurist, National- und Sozialökonom
Walter Benjamin Foto
Walter Benjamin 46
deutscher Schriftsteller, Kritiker und Philosoph
Martin Heidegger Foto
Martin Heidegger 22
deutscher Philosoph
John Cage Foto
John Cage 7
US-amerikanischer Komponist
Erich Fromm Foto
Erich Fromm 37
deutscher Psychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe
Paul Valéry Foto
Paul Valéry 5
französischer Philosoph, Essayist, Schriftsteller und Lyrik…
Reinhold Niebuhr Foto
Reinhold Niebuhr 2
US-amerikanischer Theologe, Philosoph und Politikwissenscha…