Ernst Jünger:
Zitate über Menschen
(seite 4)
Ernst Jünger war deutscher Schriftsteller und Publizist.
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Ernst Jünger:
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„Der Mensch fragt, wie er der Vernichtung entrinnen kann. Wenn man in diesen Jahren an jedem beliebigen Punkt Europas mit Bekannten oder Unbekannten im Gespräch zusammensitzt, so wird die Unterhaltung sich bald dem Allgemeinen zuwenden, und das ganze Elend wird auftauchen. Man wird erkennen, daß fast alle diese Männer und Frauen von einer Panik erfaßt sind, wie sie seit dem frühen Mittelalter bei uns unbekannt geworden war. Man wird beobachten, daß sie sich mit einer Art Besessenheit in ihre Furcht hineinstürzen, deren Symptome offen und schamlos hervortreiben. Man wohnt da einem Wettbewerb von Geistern bei, die darüber streiten, ob es besser sei, zu fliehen, sich zu verbergen oder Selbstmord zu verüben, und die bei voller Freiheit schon darauf sinnen, durch welche Mittel und Listen sie sich die Gunst des Niederen erwerben können, wenn es zur Herrschaft kommt. Und mit Entsetzen ahnt man, daß es keine Gemeinheit gibt, der sie nicht zustimmen werden, wenn es gefordert wird. Darunter sieht man kräftige, gesunde Männer, die wie die Wettkämpfer gewachsen sind. Man fragt sich, wozu sie Sport treiben.“
„Die immer künstlicheren Städte, die automatischen Bezüge, die Kriege und Bürgerkriege, die Maschinenhöllen, die grauen Despotien, Gefängnisse und raffinierten Nachstellungen — das alles sind Dinge, die Namen bekommen haben und die den Menschen Tag und Nacht beschäftigen. Wir sehen ihn über Fortgang und Ausweg sinnen als kühnen Planer und Denker, wir sehen ihn in den Aktionen als Maschinenlenker, Krieger, Gefangenen, als Partisan inmitten seiner Städte, die bald brennen, bald festlich erleuchtet sind. Wir sehen ihn als Verächter der Werte, als kalten Rechner, doch auch in der Verzweiflung, wenn inmitten der Labyrinthe der Blick die Sterne sucht.“
„Der große Einschnitt liegt darin, daß die Vernichtung zunächst leidend empfunden wird. Das bringt oft eine letzte Schönheit wie in den Wäldern der erste Frost, auch eine Feinheit, die klassischen Zeiten nicht gegeben ist. Dann schlägt das Thema um, zum Widerstande; es stellt sich die Frage, wie der Mensch im Angesichte der Vernichtung, im nihilistischen Soge bestehen kann. Das ist die Wendung, in der wir begriffen sind; es ist das Anliegen unserer Literatur. Das läßt sich mit zahlreichen Namen belegen -… (genannt werden hier u. a. die Namen Spengler und Benn; HB)…. Gemeinsam ist ihnen allen das Experimentelle, das Provisorische der Haltung und die Kenntnis der gefährlichen Lage, der großen Bedrohung; das sind zwei Daten, die über Sprachen, Völker und Reiche hinweg den Stil bestimmen - denn daß ein solcher bestehe und nicht nur in der Technik lebe, darüber kann kein Zweifel sein.“