„In Göthe erkennen wir das reine Gegentheil Lessings. Wie Lessing den deutschen Geist von fremdem Einfluss emancipirte, so unterwarf ihn Goethe diesem Einfluss mit pandemischer Buhlerei, und wie Lessing mit der ganzen Kraft und Grazie seiner Männlichkeit der Sentimentalität entgegentrat, eben so huldigte Goethe dieser weibischen Erschlaffung der Zeit und kuppelte ihr durch seine süße Rede die Gemüther zu. Allem Ueppigen, Weichen, Feigen, das durch die Sentimentalität, und allem Falschen, Verkehrten, Thörichten, das durch die Nachäffung des Fremden in die deutsche Literatur eindrang, leistete Göthe den mächtigsten Vorschub und erhob die Schwäche und Unnatur zum Gesetz. Das einzige Gute, das er bei dieser schlechten Tendenz hatte, und wodurch er so große Macht erlangte, war seine Form, das Talent der Sprache, Darstellung, Einkleidung.“

Die deutsche Literatur, Zweite vermehrte Auflage, Dritter Theil, Hallberger'sche Verlagshandlung, Stuttgart 1836, S. 325,

Übernommen aus Wikiquote. Letzte Aktualisierung 2. Juli 2022. Geschichte
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deutscher Literaturhistoriker der Spätromantik 1798–1873

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„Goethe war der größte Deutsche, nicht nur der größte deutsche Dichter.“

Karl Marx (1818–1883) deutscher Philosoph, Ökonom und Journalist

mit Friedrich Engels in einem Aufsatz.

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„Unter den Dichtern unserer Zeit ist Göthe der objektivste, Bryon der subjektivste.“

Parerga und Paralipomena II, Kapitel 19, § 230
Parerga und Paralipomena, Teil II

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„Goethe hält durch die Macht seiner Werke die Entwicklung der deutschen Sprache wahrscheinlich zurück.“

Franz Kafka (1883–1924) österreichisch-tschechischer Schriftsteller

Tagebücher, 25. Dezember 1911. In: Tagebücher 1910-1923, Hrsg. Max Brod, Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3436023515, gutenberg.spiegel.de http://gutenberg.spiegel.de/buch/tagebucher-19101923-9759/3
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„Wer dichten will, der täte gut, // er macht' es so, wie Goethe tut!“

Erich Mühsam (1878–1934) anarchistischer deutscher Schriftsteller und Publizist und Antimilitarist

Schüttelreime. Aus: Zur Psychologie der Erbtante. Berlin: Eulenspiegel-Verlag, 1984. S. 20

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„Das könnte in Abwandlung der bekannten Goethe-Worte so ausgedrückt werden: / Wär nicht das Auge sonnenhaft, / Die Sonne könnt' es nie erblicken; / Wär' nicht im Stoff des Geistes Kraft, / Wie könnte Stoff den Geist verrücken.“

Albert Hofmann (1906–2008) Schweizer Chemiker und Entdecker von LSD

Brief an Ernst Jünger, Bottmingen, 16. Dezember 1961 in "LSD - mein Sorgenkind -- Die Entdeckung einer »Wunderdroge«", Kap. 11, S. 163; (c) 1979 J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart; ungekürzte Ausgabe, dtv München 1994; ISBN 3-423-30357-3

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„Die Deutschen haben die Manie, sämtliche Völker erlösen zu wollen. Parzival mit dem Maschinengewehr. Man fragt sich nur, wieso Goethe in diesem Lande existieren konnte.“

Walter Hasenclever (1890–1940) deutscher expressionistischer Schriftsteller

Die Rechtlosen. Roman. Gedichte, Dramen, Prosa. Hrsg. Kurt Pinthus. Rowohlt Reinbek 1963. Seite 405

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„Natürlich können Drogen die künstlerische Arbeit befeuern, das weiß man von Goethe, Freud, Bukowski und vielen anderen. Aber die haben eben auch die Regel befolgt: Im Rausch schreiben, nüchtern gegenlesen.“

Udo Lindenberg (1946) deutscher Rockmusiker, Schriftsteller und Kunstmaler

Stern Nr. 13/2008 vom 19. März 2008, S. 214
Interview Hannes Ross und Oliver Fuchs. Stern Nr. 13/2008 http://wap.stern.de/op/stern/de/ct/-X/detail/politik/Udo-Lindenberg-Jan-Delay-Wir-Nasensound/615113/

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