„Desgleichen ist Skepsis nicht zu empfehlen, besonders nicht jene Skepsis, die sichtbar macht. Die Geister, die den Zweifel verwaltet haben und von ihm profitieren, sind nunmehr weithin in den Besitz der Macht gekommen, und nun ist ihnen gegenüber der Zweifel Sakrileg. Sie fordern für sich und ihre Lehren und ihre Kirchenväter Verehrung, wie sie nie ein Kaiser, ein Papst für sich in Anspruch nahm. Hier noch zu zweifeln, möge wagen, wer Folter und Zwangsarbeit nicht scheut. Es werden nicht viele sein. Sich sichtbar machen auf solche Weise heißt dem Leviathan gerade den Dienst erweisen, der ihm behagt, für den er Heere von Polizisten unterhält. Solches den Unterdrückten anzuraten, etwa vom sicheren Rundfunkpulte aus, ist rein verbrecherisch. Vor jenen, die reden, haben die heutigen Tyrannen keine Angst. Das mochte noch in den guten alten Zeiten des absoluten Staates möglich sein. Viel fürchterlicher ist das Schweigen - das Schweigen der Millionen und auch das Schweigen der Toten, das von Tag zu Tage tiefer wird. und das nicht Trommeln übertönen, bis es dann das Gericht beschwört. Im Maße, in dem der Nihilismus normal wird, werden die Symbole der Leere fürchterlicher als die der Macht.“
Themen
skepsis , profitieren , nihilismus , angst , unterhalt , tief , leer , zeit , tag , gericht , polizist , normal , macht , staat , heer , diener , zweifel , möglich , lehrer , rede , maß , symbol , tyrann , geist , weise , töten , anspruch , masse , kaiser , verehrung , million , papst , ford , mögen , wagen , alter , besitz , schweigen , dienst , foltern , lehre , sichtbar , lehren , altErnst Jünger 542
deutscher Schriftsteller und Publizist 1895–1998Ähnliche Zitate

„Der Zweifel ist's, der Gutes böse macht.“
Iphigenie auf Tauris, 5. Aufzug, 3. Auftritt zeno.org http://www.zeno.org/nid/20004850807 / Iphigenie
Dramen, Iphigenie auf Tauris (1787)
Denkverbot – Fundamentalismus in Christentum und Islam. Bad Nauheim 2006, ISBN 3-930994-16-X
A Wild Ride Through the Night

geäußert 1962, zugeschrieben in: Markus Breuer: Die Weltbank und ihr Vorgehen zur Bekämpfung der globalen Armut. Technische Universität Chemnitz, Chemnitz 2007, S. 30, ISBN 978-3-638-80378-6
Zugeschrieben

„Lebe immer mit und nie gegen den Zweifel.“
Fests "Lebensmaxime seit früher Jugend" Hitler und kein Ende – Joachim Fests Jahrhundertbilanz. http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/specials/85405/index.html; Ein Film von Beate Pinkerneil, 3sat, 10. Dezember 2005.
«Niemals gegen den Zweifel leben! Sondern immer und in jeder Lage mit dem Zweifel!» - "Lieblingssatz" von Fests Deutschlehrer Ernst Kiefer. "Statt eines Mottos: Skizze über einen Deutschlehrer". In: Joachim Fest. Begegnungen. Rowohlt 2004 http://www.rowohlt.de/fm/131/Fest_Begegnungen.pdf
"«Im Zweifel für den Zweifel! müßt ihr euch zur Lebensregel machen», liebte er [Ernst Kiefer] zu sagen." - Joachim Fest. Ich nicht - Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend. Rowohlt 2006. S. 209

Man on His Own: Essays in the Philosophy of Religion (1959)

„Der Zweifel zeugt den Zweifel an sich selbst.“
Ein Bruderzwist in Habsburg III (Rudolf)
Anderes

„Meine Skepsis bewahrt mich davor, Fanatiker zu werden wovor noch kein Glaube geschützt hat.“

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“
Schöpferische Konfession. In: Tribüne der Kunst und der Zeit. Eine Schriftensammlung, Band XIII, hgg. v. Kasimir Edschmid. Reiß, Berlin 1920. S. 28