„Psychologisch wird das, was sich beim Eintreten einer Panik abspielt, als ein Aussetzen der Intelligenz, und überhaupt der höheren geistigen Artung, angesehen, an deren Stelle älteres seelisches Getriebe zum Vorschein kommt; aber es darf wohl hinzugefügt werden, daß mit der Lähmung und Abschnürung des Verstandes in solchen Fällen nicht sowohl ein Hinabsinken zum instinktiven Handeln vor sich geht als vielmehr eines, das durch diesen Bereich hindurch bis zu einem Instinkt der letzten Not und einer letzten Notform des Handelns führt. Diese Handlungsweise hat die Form völliger Verwirrung, sie ist planlos und scheinbar von der Vernunft wie von jedem rettenden Instinkt verlassen; aber ihr unbewußter Plan ist der, die Qualität der Handlungen durch deren Zahl zu ersetzen, und ihre nicht geringe List beruht auf der Wahrscheinlichkeit, daß sich unter hundert blinden Versuchen, die Nieten sind, auch ein Treffer findet.“

—  Robert Musil

Über die Dummheit

Letzte Aktualisierung 23. Juni 2021. Geschichte
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Robert Musil 76
Österreichischer Schriftsteller und Theaterkritiker 1880–1942

Ähnliche Zitate

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„Instinkt: ersetzt die Intelligenz.“

Gustave Flaubert (1821–1880) französischer Schriftsteller (1821-1880)

Wörterbuch der Gemeinplätze, Seite 62.
(Original franz.: "Instinct. – Supplée à l’intelligence.") - Dictionnaire des idées reçues
Wörterbuch der Gemeinplätze (Dictionnaire des idées reçues)

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„Wie sowohl Adorno als auch Foucault verdeutlichen, muss man nicht souverän sein, um moralisch zu handeln, vielmehr muss man seine Souveränität einbüßen, um menschlich zu werden.“

Judith Butler (1956) US-amerikanische Philosophin, Hochschullehrerin und Autorin

Kritik der ethischen Gewalt. Adorno-Vorlesungen [Frankfurt November] 2002. Aus dem Englischen von Reiner Ansén und Michael Adrian, Frankfurt a. M. 2003, S. 11. Original: Giving an Account of Oneself. Fordham University Press, New York 2005.

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„Der Verstand zerreißt alle Natursysteme und bringt seine künstlichen an deren Stelle.“

Joseph Görres (1776–1848) deutscher Gymnasial- und Hochschullehrer und katholischer Publizist

Aphorismen (1822-1823). In: Joseph von Görres gesammelte schriften. Erste Abtheilung: Politische Schriften. Fünfter Band. München 1859. S. 131 books.google https://books.google.de/books?id=aF07PlZWieAC&pg=PA131&dq=natursysteme

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„Jedes Übel soll an der Stelle geheilt werden, wo es zum Vorschein kommt, und man bekümmert sich nicht um jenen Punkt, wo es eigentlich seinen Ursprung nimmt, woher es wirkt.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) deutscher Dichter und Dramatiker

Die Wahlverwandtschaften I, 6
Erzählungen, Die Wahlverwandtschaften (1809)

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„Es ist immer erbaulich, sich zu überzeugen: dass im hohen Alter die verständige Vernunft, oder, wenn man will, der vernünftige Verstand sich als Stellvertreter der Sinne legitimieren darf.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) deutscher Dichter und Dramatiker

an Carl Friedrich Zelter, 16. Dezember 1829
Selbstzeugnisse, Briefe und Gespräche

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„Ich pfeife auf die Intelligenz: Ich wäre durchaus zufrieden, wenn ich viel Instinkt hätte.“

Jules Renard (1864–1910) französischer Schriftsteller

Ideen, in Tinte getaucht. Aus dem Tagebuch

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„Man kann auch in die Höhe fallen, so wie in die Tiefe.“

Friedrich Hölderlin (1770–1843) deutscher Lyriker

Aphorismen, in J. Ch. F. Hölderlin, Theoretische Schriften, Meiner, 1998,

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