Gottfried Benn Zitate

Gottfried Benn war ein deutscher Dichter, Essayist und Arzt. Er wuchs als Sohn eines Theologen in einem Pfarrhaus auf. Nach einem abgebrochenen Studium der Theologie schloss er erfolgreich das Medizinstudium ab. 1912 erschien der erste Gedichtband Morgue und andere Gedichte, welcher wegen der drastischen Themenwahl und saloppen Ausdrucksweise einen Skandal provozierte und den Autor als Vertreter der neuaufkommenden expressionistischen Lyrik schlagartig bekannt machte. Mit dem 1918 erschienenen Novellenband Gehirne verfasste er einen bedeutenden Beitrag zur expressionistischen Kleinprosa. Die Zivilisationskritik der Morgue-Gedichte verfolgte er fortan in seinem essayistischen Werk. In Das moderne Ich widmete er sich der Frage nach der Stellung des Individuums in der Gesellschaft.

Nach dem Ersten Weltkrieg experimentierte Benn in seinen Gedichten mit der Montage und orientierte sich an antiken Topoi wie Vollendung und Formstrenge, jedoch im fragmentalen Bewusstsein der Moderne. Gleichzeitig verfolgte er in seinen Essays aus einer darwinistischen und lebensphilosophischen Perspektive die Themen Sozialisation und Individualität weiter. 1927 erschien sein Gedichtband Gesammelte Gedichte. Gleichzeitig erfuhr Benn in der Weimarer Republik seitens der literarischen Öffentlichkeit die erhoffte Anerkennung als hervorragender Dichter seiner Zeit. 1932 wurde er in der Sektion für Dichtkunst der Preußischen Akademie aufgenommen.

1933 hielt Benn die Rede Der neue Staat und die Intellektuellen, in der er die Mitarbeit der Dichter am nationalsozialistischen Staat einforderte. Nach dem Scheitern jedweder geistiger Vormacht gegenüber dem neuen Einparteienstaat zerschlug sich seine metapolitische Ambition. Benn wurde zudem als ehemaliger führender Expressionist schwer angefeindet. Seine Werke wurden zwar weiterhin gedruckt, doch stand er nunmehr außerhalb der durch Parteidichter dominierten Literatur.

Zwei Jahre nach Kriegsende – Benn wurde wegen seiner Rede und seiner Mithilfe bei der Ausschaltung der Akademie vehement von zurückgekehrten Schriftstellerkollegen kritisiert – erschien im Schweizer Verlag Arche der Gedichtband Statische Gedichte. Es folgte 1951 die Verleihung des Georg-Büchner-Preises. Die Autobiographie Der Ptolemäer und sein poetologischer Essay Ausdruckswelt waren bereits 1949 erschienen. Besonders seine antikisierende und klassizistische Spruchdichtung aus den Statischen Gedichten und den Apreludes trugen zur Anerkennung des Dichters bei wie auch seine Redebeiträge und Debatten im Rundfunk ihn bekannter machten. Seine Montagelyrik sichert ihm den Rang als einen der bedeutendsten deutschen Lyriker der klassischen Moderne in Deutschland. Benn wurde bereits zu Lebzeiten ein Vorbild späterer Dichtergenerationen. Günter Eich und Peter Rühmkorf waren von seiner Artistik, dem kühlen Sound, aber auch Melancholie beeinflusst und zahlreiche Autoren der neuen Bundesländer, darunter der Dramatiker Heiner Müller und der frühe Durs Grünbein wie die Dichtergeneration der späten 80er Jahre, darunter Marcel Beyer und Thomas Kling, konnten mit Zunahme von Benns Subjektdekonstruktion gegen die damals vorherrschende Neue Subjektivität operieren. Wikipedia  

✵ 2. Mai 1886 – 7. Juli 1956
Gottfried Benn: 16   Zitate 9   Gefällt mir

Gottfried Benn Berühmte Zitate

„Am Anfang war das Wort und nicht das Geschwätz, und am Ende wird nicht die Propaganda sein, sondern wieder das Wort.“

1956, G. Benn, Gesammelte Werke, Klett-Cotta 1977, Bd. III, S. 176

„Leben ist Brückenschlagen // über Ströme, die vergehn.“

Schleierkraut. In: Gesammelte Gedichte. 2. Auflage, Wiesbaden: Limes Verlag, 1956. S. 126

„Ein Gedicht entsteht überhaupt sehr selten - ein Gedicht wird gemacht.“

Probleme der Lyrik [1951]. In: Gesammelte Werke, Band 4. Hrsg. von Dieter Wellershoff, Wiesbaden: Limes Verlag, 1968. S. 1059. ISBN 3-423-05954-0. Sämtliche Werke (Stuttgarter Ausgabe Klett-Cotta) Band VI Prosa 4 (1951-56), S. 10

„Dumm sein und Arbeit haben: // das ist das Glück.“

Eure Etüden. In: Gesammelte Gedichte. 2. Auflage, Wiesbaden: Limes Verlag, 1956. S. 327

„Es ist also noch alles da, es bleibt auch da, es wird nichts zerstört, unsere Gedanken, Formen und Träume leben weiter, da sie älter u. echter sind als gewisses Gequatsche u. Gelärme.“

über die Nationalsozialisten, Brief an den Kaufmann Oelze vom 13. April 1944. In: Gedichte in der Fassung der Erstdrucke. Hrsg. von Bruno Hillebrand. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 2006. S. 607. ISBN 3-596-17149-0

Gottfried Benn Zitate und Sprüche

„Ich finde schon Gehen eine unnatürliche Bewegungsart, Tiere laufen, aber der Mensch sollte reiten oder fahren.“

An Nele Poul Soerensen, 13. März 1953. in: Nele Poul Soerensen. Mein Vater Gottfried Benn. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1975. S. 99

„Wäre es ohne diese ewigen Krisen gegangen, müsste ich in meinen Jahren, um bürgerlich reputierlich dazustehen, ein Auto aufweisen können, ein Weekendhaus und Perserbrücken, was mir aber schlechthin nie möglich gewesen wäre zu beschaffen bei meiner Facon, Geld in die linke Westentasche einzunehmen und aus der rechten sofort wieder auszugeben.“

über seinen finanziellen Ruin während der inneren Emigration und des Publikationsverbotes in der Nazizeit, Brief an den Kaufmann Oelze vom 19. Januar 1949. In: Gedichte in der Fassung der Erstdrucke. Hrsg. von Bruno Hillebrand. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag, 2006. S. 610. ISBN 3-596-17149-0

„Welle der Nacht - Meerwidder und Delphine // Mit Hyakinthos leichtbewegter Last.“

Welle der Nacht. in: Sämtliche Werke Band I. Stuttgarter Ausgabe. Klett-Cotta 1986. Seite 188

„Wir lebten etwas anderes, als wir waren, wir schrieben etwas anderes, als wir dachten, wir dachten etwas anderes, als wir erwarteten und was übrigbleibt, ist etwas anderes, als wir vorhatten.“

»Drei alte Männer«. Gesammelte Werke: Bd. Autobiographische und vermischte Schriften. Limes 1961. S. 135 https://books.google.de/books?id=DB-zAAAAIAAJ&q=%C3%BCbrigbleibt- 136 books.google https://books.google.de/books?id=DB-zAAAAIAAJ&q=vorhatten

„In meinem Elternhaus hingen keine Gainsboroughs // wurde auch kein Chopin gespielt // ganz amusisches Gedankenleben“

„Teils-teils“. Gesammelte Werke in acht Bänden. Bd. 1. Limes 1960. S.339 books.google https://books.google.de/books?id=otgIAQAAIAAJ&q=gainsboroughs

„Es hat sich allmählich herumgesprochen, daß der Gegensatz von Kunst nicht Natur ist, sondern gut gemeint; Stil ist eine bösartige Neubildung, eine letale.“

„Roman des Phänotyp“. Gesammelte Werke in vier Bänden: Bd. Prosa und Szenen. Limes 1958. S. 161 https://books.google.de/books?id=IhVcAAAAMAAJ&q=herumgesprochen- 162 books.google https://books.google.de/books?id=IhVcAAAAMAAJ&q=letale

Gottfried Benn: Zitate auf Englisch

“The I-breakdown, sweet, deep craved
You give it to me: already my throat is raw,
Already I hear the alien sound
Rebuilding unspoken images of my I.”

Original: (de) Den Ich-zerfall, den süßen, tiefersehnten,
Den gibst Du mir: schon ist die Kehle rauh,
Schon ist der fremde Klang an unerwähnten
Gebilden meines Ichs am Unterbau.

"Cocaine" (1917)

Ähnliche Autoren

Eduardo Galeano Foto
Eduardo Galeano 3
uruguayischer Journalist, Essayist und Schriftsteller
José Ortega Y Gasset Foto
José Ortega Y Gasset 10
spanischer Philosoph, Soziologe und Essayist
Louis-ferdinand Céline Foto
Louis-ferdinand Céline 3
französischer Schriftsteller und Arzt
Christian Morgenstern Foto
Christian Morgenstern 56
deutscher Dichter und Schriftsteller
Paul Valéry Foto
Paul Valéry 5
französischer Philosoph, Essayist, Schriftsteller und Lyrik…
Arthur Conan Doyle Foto
Arthur Conan Doyle 36
britischer Arzt und Schriftsteller
Janusz Korczak Foto
Janusz Korczak 8
polnischer Arzt, Pädagoge und Kinderbuchautor
Alfred Adler Foto
Alfred Adler 43
österreichischer Arzt und Psychotherapeut
Salvador Allende Foto
Salvador Allende 2
Arzt und von 1970 bis 1973 Präsident Chiles
Albert Schweitzer Foto
Albert Schweitzer 26
elsässischer Arzt, Theologe, Musiker und Philosoph