„Aber wie verändert sich plötzlich jene eben so düster geschilderte Wildniss unserer ermüdeten Cultur, wenn sie der dionysische Zauber berührt! Ein Sturmwind packt alles Abgelebte, Morsche, Zerbrochne, Verkümmerte, hüllt es wirbelnd in eine rothe Staubwolke und trägt es wie ein Geier in die Lüfte. Verwirrt suchen unsere Blicke nach dem Entschwundenen: denn was sie sehen, ist wie aus einer Versenkung an's goldne Licht gestiegen, so voll und grün, so üppig lebendig, so sehnsuchtsvoll unermesslich. Die Tragödie sitzt inmitten dieses Ueberflusses an Leben, Leid und Lust, in erhabener Entzückung, sie horcht einem fernen schwermüthigen Gesange - er erzählt von den Müttern des Seins, deren Namen lauten: Wahn, Wille, Wehe. - Ja, meine Freunde, glaubt mit mir an das dionysische Leben und an die Wiedergeburt der Tragödie. Die Zeit des sokratischen Menschen ist vorüber: kränzt euch mit Epheu, nehmt den Thyrsusstab zur Hand und wundert euch nicht, wenn Tiger und Panther sich schmeichelnd zu euren Knien niederlegen. Jetzt wagt es nur, tragische Menschen zu sein: denn ihr sollt erlöst werden. Ihr sollt den dionysischen Festzug von Indien nach Griechenland geleiten! Rüstet euch zu hartem Streite, aber glaubt an die Wunder eures Gottes!“

The Birth of Tragedy (1872)

Übernommen aus Wikiquote. Letzte Aktualisierung 23. Juni 2021. Geschichte
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deutscher Philosoph und klassischer Philologe 1844–1900

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„Pflanzt die schwarz-roth-goldne Fahne auf die Höhe des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freyen Menschthums, und ich will mein bestes Herzblut für sie hingeben. Beruhigt Euch, ich liebe das Vaterland eben so sehr wie Ihr.“

Heinrich Heine (1797–1856) deutscher Dichter und Publizist

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Deutschland. Ein Wintermärchen (1844), Vorwort (nur Teil der Separatausgabe)

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„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie // Und grün des Lebens goldner Baum.“

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Dramen, Faust. Eine Tragödie (1808)

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„Liebe ist alogisch, und wir kämpfen gegen sie an, aber sie ist stärker als unsere Logik, und das ist ihr Zauber.“

Seine Liebeserfahrung (1906). in: Schwüle Tage. Frankfurt am Main: Fischer, 1983. S. 91. ISBN 3-596-25351-9

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„Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht: irgend Einem gefällt er.“

Friedrich Hebbel (1813–1863) deutscher Dramatiker und Lyriker

Tagebücher 4, 5874 (1861). S. 184.
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„Jüdische Geschichte ist voll von Leiden und schrecklichem Kummer. Aber sie ist auch voll von unermesslicher Freude.“

Megan Marie Hart (1983) amerikanische Opernsängerin

Liedgut – Famous Musicians of Jewish Origin https://www.staatstheater-darmstadt.de/downloads/de/produktion/994/programmbuch/a4818e9d9e24f6d03ccfefcabeef4ae4/210831_PH_Liedgut_web.pdf, Staatstheater Darmstadt (Hrsg.), Darmstadt, 5. September 2021, Seite 2

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