„Mach dir keinen Kummer, ich werde dich lieben und dir die schrecklichen Sachen ersparen, von denen dir deine Schulfreundinnen erzählen: Sachen, wie sie angeblich in Hochzeitsnächten passieren; glaub dem Geflüster dieser Närrinnen nicht; wir werden lachen, wenn es soweit ist, bestimmt, ich verspreche es dir, aber du mußt noch warten, ein paar Wochen, höchstens einen Monat, bis ich den Blumenstrauß kaufen, die Droschke mieten, vor eurem Haus vorfahren kann. Wir werden reisen, uns die Welt anschauen, du wirst mir Kinder schenken, fünf, sechs, sieben; die Kinder werden mir Enkel schenken, fünfmal, sechsmal, siebenmal sieben; du wirst nie merken, daß ich arbeite; ich werde dir den Männerschweiß ersparen, Muskelernst und Uniformernst; alles geht mir leicht von der Hand, ich hab's gelernt, ein bißchen studiert, hab den Schweiß im voraus bezahlt; ich bin kein Künstler; mach dir keine Illusionen; ich werde dir weder falsche noch echte Dämonie bieten können, das wovon dir deine Freundinnen Gruselmärchen erzählen, werden wir nicht im Schlafzimmer tun, sondern im Freien: du sollst den Himmel über dir sehen. Blätter oder Gräser sollen dir ins Gesicht fallen, du sollst den Geruch eines Herbstabends schmecken und nicht das Gefühl haben, an einer widerwärtigen Turnübung teilzunehmen, zu der du verpflichtet bist; du sollst herbstliches Gras riechen, wir werden im Sand liegen, unten am Flußufer, zwischen den Weidenbüschen, gleich oberhalb der Spur, die das Hochwasser hinterließ; Schlifstengel, Korken, Schuhkremdosen, eine Rosenkranzperle, die einer Schifferfrau über Bord fiel, und in einer Limonadenflasche eine Post; in der Luft der bittere Rauch der Schiffsschornsteine; rasselnde Ankerketten; wir werden keinen blutigen Ernst draus machen, obwohl's natürlich ernst und blutig ist".“ Heinrich Böll (1917–1985) deutscher Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger Billard um halbzehn / Ansichten eines Clowns / Ende einer Dienstfahrt Über Glauben , Gras , Warten , Gefühl
„Die meisten von uns – dessen müssen wir uns bewußt sein – lieben ihre Hypothesen, und es ist, wie ich einmal sagte, eine zwar schmerzhafte, aber jung und gesund erhaltende Turnübung, täglich, gewissermaßen als Frühsport, seine Lieblingshypothese über Bord zu werfen.“ Konrad Lorenz buch Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit (1973), zitiert nach 2. Aufl., München 1973, ISBN 3-492-00350-8, S. 88 Über Liebe , Junge
„Denn wenn ein Schiff ruhig schwimmt, sehen die Matrosen, dass sich ihre Bewegung in alles draußen spiegelt, während sie andererseits davon ausgehen, dass sie bewegungslos sind und alles an Bord. In gleicher Weise kann die Bewegung der Erde zweifellos den Eindruck erwecken, dass sich das gesamte Universum dreht.“ Nicolaus Copernicus (1473–1543) preußischer Astronom der Renaissance Über Universum
Diese Übersetzung wartet auf eine Überprüfung. Ist es korrekt? „Das Meer ist ruhig, hast du gesagt. Friedlich. Ruhig an der Oberflaeche aber darunter eine Welt schwimmender Monster, die andere Meeresbewohner jagen. Alles Moerder. Nur der mit den besten Zaehnen ueberlebt. Und wer kann schon sagen, dass es hier an Bord oder drueben auf dem Festland anders ist.“ Peter Ustinov (1921–2004) britischer Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur Meer , Über die Welt
„Der Irrglaube, daß nur das rational Erfaßbare oder gar nur das wissenschaftlich Nachweisbare zum festen Wissensbesitz der Menschheit gehöre, wirkt sich verderblich aus. Er führt die »wissenschaftich aufgeklärte« Jugend dazu, den ungeheuren Schatz von Wissen und Weisheit über Bord zu werfen, der in den Traditionen jeder alten Kultur wie in den Lehren der großen Weltreligionen enthalten ist.“ Konrad Lorenz buch Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit (1973), zitiert nach 29. Aufl., München 2002, ISBN 3-492-20050-8, S. 70 Über Weisheit , Über Jugend , Über Alter , Über Ehe
„Wenn du nicht all deine Bücher lesen kannst, dann nehme sie wenigstens zur Hand, streichle ein wenig über sie, schau’ etwas hinein, lasse sie irgendwo auffallen und lese die ersten Sätze, auf die dein Auge fällt, stelle sie selbst aufs Bord zurück, ordne sie nach deinen Vorstellungen so, daß du wenigstens weißt, wo sie sind. Lass’ sie deine Freunde sein; lasse sie auf alle Fälle deine Bekannten sein.“ Winston Churchill (1874–1965) britischer Staatsmann des 20. Jahrhunderts Über Bücher
„Zum Mythischen kehrt man nicht zurück, man begegnet ihm wieder, wenn die Zeit in ihrem Gefüge wankt, und im Bannkreis der höchsten Gefahr. Auch heißt es nicht, der Weinstock oder — sondern es heißt: der Weinstock und das Schiff. Es wächst die Zahl derjenigen, die das Schiff verlassen wollen und unter denen auch scharfe Köpfe und gute Geister sind. Im Grunde heißt das, auf hoher See aussteigen. Dann kommen der Hunger, der Kannibalismus und die Haifische, kurz, alle Schrecken, die uns vom Floße der »Medusa« berichtet sind. Es ist daher auf alle Fälle rätlich, an Bord und auf Deck zubleiben, selbst auf die Gefahr hin, daß man mit in die Luftfliegen wird.“ Ernst Jünger (1895–1998) deutscher Schriftsteller und Publizist Zeit , Über Hunger
„Es wäre schön, wenn Manager mutige Pioniere wären. Aber die meisten würden nicht mit Kolumbus an Bord gehen, sondern auf eine Bewertung auf TripAdvisor warten.“ Andre Dieckschulte Warten