„Gedanken, die früher stimmig waren, die zusammengehörten, waren plötzlich fehl am Platz, verunsichert, deprimiert, so wie die zotteligen Norwegerponys, die dieser russische Wissenschaftler in Sibirien auswildern wollte. Ich hatte davon gelesen. Er wollte mit viel Gras, der geeigneten Fauna und wenigen Menschen die Eiszeit nachstellen. Hätte er gewusst, was auf ihn zukam, hätte er sich bestimmt ein anderes Hobby gesucht. Die Hälfte der Ponys starb sofort, vermutlich am schlimmen Heimweh nach den skandinavischen Wäldern. Die andere Hälfte wurde vor der Forschungsstation mit Getreide gefüttert und starb trotzdem. So ähnlich geht es manchmal meinen Gedanken, wenn ich unter Stress stehe. Wenn etwas an mir nagt und sich nicht abschütteln lässt. Die meisten meiner Gedanken sind ganz gut, damit will ich sagen: Sie sind zielführend. Aber allzu oft scheinen sie deplatziert, irgendwie traurig, so als fragten sie sich, ob sie nicht vielleicht doch an einen Ort achttausend Kilometer von hier gehören, in einen kalten, mehrere Millionen Quadratkilometer großen, norwegischen Fichtenwald. Manchmal fürchte ich, meine Gedanken könnten durchgehen und im Gebüsch verschwinden.“

—  Peter Heller

The Dog Stars

Letzte Aktualisierung 28. Dezember 2022. Geschichte

Ähnliche Zitate

Marco Polo Foto

„Ich habe nicht die Hälfte von dem erzählt, was ich gesehen habe, weil keiner mir geglaubt hätte.“

Marco Polo (1254–1324) venezianischer Händler

Letzte Worte, 8. Januar 1324

Jane Addams Foto
Colette Foto

„Was für ein wundervolles Leben ich hatte! Ich wünschte nur, ich hätte es früher bemerkt.“

Colette (1873–1954) französische Schriftstellerin, Kabarettistin und Journalistin (1873-1954)
Marlene Dietrich Foto
Stefan Hölscher Foto

„Dem, der ich mal war, hätte ich so viel zu sagen. Und so wenig würde er auf mich hören.“

Stefan Hölscher (1965) Philosoph, Psychologe, Managementberater, Trainer und Coach

Quelle: Hölscher, Prinzipien oder keine. Der schwarze Uhu weise schwätzt, Gedichte und Aphorismen, Geest-Verlag, 2018

François de La  Rochefoucauld Foto

„Kleine Fehler geben wir gern zu, um den Eindruck zu erwecken, wir hätten keine großen.“

François de La Rochefoucauld (1613–1680) französischer Schriftsteller

150 Maximen, J. Schmidt, 4. Auflage, Heidelberg, 1979, Maxime 327
Original franz.: "Nous n'avouons de petits défauts que pour persuader que nous n'en avons pas de grands."

Johann Wolfgang von Goethe Foto

„Man darf nur alt werden, um milder zu sein; ich sehe keinen Fehler begehen, den ich nicht auch begangen hätte.“

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) deutscher Dichter und Dramatiker

Maxims and Reflections (1833)

Friedrich Schiller Foto

„O, hättest du vom Menschen besser stets gedacht, du hättest besser auch gehandelt!“

Friedrich von Schiller, Wallensteins Tod, 2.7 Max
Wallenstein - Trilogie (1798-1799), Wallensteins Tod

Ähnliche Themen