Nikos Kazantzakis Zitate

seite 8

„Diese kretische Landschaft glich einer guten Prosa: klar durchdacht, nüchtern, frei von Überladenheiten, kräftig und veerhalten. […] Aber zwischen den herben Linien dieser kretischen Landschaft entdeckte man eine Empfindsamkeit und Zartheit, die keiner vermutet hätte - in den windgeschützten Schluchten dufteten ie Zitronen- und Orangenbäume, und in der Ferne ergoss sich aus dem endlosen Meere eine grenzenlose Poesie.“

„Als die Liebe es berührte, hatte mein altes Herz seine lang verlorene Jungfräulichkeit wiedergefunden; dieser alte Wolf wurde wieder scheu, ängstlich und schamhaft.“

„Solange es Kinder gibt die hungern, gibt es keinen Gott!“

„Laß den Menschen nicht zuviel Freiheit, sag‘ ihnen nicht, daß wir alle gleich sind, daß wir alle gleiche Rechte haben, denn sie werden sofort dein Recht mit Füßen treten, sie reißen dir dein Brot vom Munde fort und lassen dich elend krepieren.“

„Gebt acht auf die Tiere, auf die Rinder,
auf die Schafe, auf die Esel;
glaubt mir, sie haben auch eine Seele,
sind auch Menschen,
nur dass sie ein Fell tragen und
nicht sprechen können;
frühere Menschen sind es,
gebt ihnen zu essen;
gebt acht auf die Olivenbäume
und die Weinfelder,
auch sie waren früher Menschen,
aber viel, viel früher, und
haben kein Erinnerungsvermögen mehr;
doch der Mensch hat es, und
daher ist er Mensch.“

„Die niedlichen Frauen, der Frühling, die Spanferkel, der Wein - alles ist Teufelswerk. Und Gott hat nur die Mönche, die Fasten, den Kamillentee, die häßlichen Frauen geschaffen.“

„Und die hast keine Furcht vor Gott, mein Bruder? Ich habe keine Furcht vor den Menschen, warum also vor Gott?“

„Ich sagte zum Mandelbaum: Bruder, sprich mir von Gott. Und der Mandelbaum blühte auf.“

„Grüß mir den Himmel, entgegnete ich, und sage Gott, wir seien nicht schuld. Er trage die Schuld, diese Welt so schön geschaffen zu haben.“

„Du kannst! Du hattest den Mut, zu sagen: ich kann nicht. Also wirst du können. Dein Herz ist schon Gott näher […]!“

„Buddha ist der letzte Mensch! durchzuckte es mich, das ist sein geheimer und schrecklicher Sinn. Buddha ist die "reine Seele", denn sie ist leer. In ihm ist das Nichts, er ist das Nichts.“

„Überall nur Stein auf Stein. Und die Menschen, die inmitten dieser Steine wohnten, waren genauso gefühllos und abweisend. Berg, Häuser, Menschen - alle waren vo dem gleichen harten Stein.“

„Bist du ein Wolf, dann friss! - Bist du ein Schaf, dann lass dich fressen!“

„Je mehr Teufel wir in uns haben, desto mehr Chancen haben wir, sich zu einem Engel umzuformen.“

„Und das Licht hat geschworen, nicht aufzugeben, aber es weiß, das es keine Rettung gibt, es wird sich nicht ergeben, es erlischt.“

„Das Leben ist lebenslänglich, wir werden sterben und dann erkennen, dass alles Luft gewesen sei; so ist auch das ganze Leben nur ein Märchen.“

„Küss mich, Kleiner, hinterher
Bin ich wieder deine Tante!“

„Geliebter, komm als Wolke du, als kühler Windhauch komme,
Als sanfter Regen netze du die Blumen mir am Fenster…“

„Die Zeit ist kein Feld, das mit der Elle gemessen wird, auch kein Meer, das nach Seemeilen gemessen wird, sie ist ein Herzschlag.“

„Die größte Sünde ist, zufrieden zu sein.“

„Wir kommen aus einem dunklen Abgrund, wir ende in einem dunklen Abgrund. Den Raum zwischen diesen beien Abgründen nennen wir das Leben.“

„Ein blindes, störrisches Ungeheuer, das Hunger verspürt, aber nicht isst, sich geniert zu essen, das nur dem Glück zuzuwinken braucht, aber ihm nicht zuwinkt, das die Zeit unnütz fließen und versickern lässt, als sei sie Wasser: Ein solches Ungeheuer, das nicht weiß, dass es ein Ungeheuer ist, ist die Jugend.“

„Wir eilen. Wir wissen, dass wir dem Tod entgegeneilen, abere wir können nicht stehenbleiben.“

„Eine schönere Belohnung kann der gute Lehrer sich gar nicht wünschen, als einen Schüler zu bilden, der ihn hinter sich lässt.“

„Armut braucht Vergnügen, mein Kind, sagte die Greisin lachend. Schmerz braucht Singen und Trinken, sonst frisst er uns auf…“

„Ernst ist das Antlitz Kretas und vielgeprüft. Kreta besitzt in Wahrheit etwas Uraltes und Heiliges, Bitteres und Stolzes, wie die oft von Charon geschlagenen Mütter, die Palikaren geboren haben.“

„Es gibt nur eine Frau auf der Welt, eine Frau mit vielen Gesichtern.“

„Buddha ist mein Schwanengesang. Alles ist darin ausgedrückt. Ich bin glücklich, noch mein letztes Wort gesprochen zu haben, bevor ich gehe.“

„Auch ich denke an Kreta, sagte mein Gefährte. An Kreta und an meine Seele… Wenn ich wieder geboren würde, so möchte ich das Licht auf diesem Fleckchen Erde wiedersehen. Hier gibt es einen unbezwingbaren Zauber…“

„Denn ich suchte Gott. Die Zunge dorrte mir vom Fragen, die Füße schwollen mir vom Wandern.“

„Er stieß einen triumphierenden Schrei aus: "ES IST VOLLBRACHT!" Und es war, wie er sagte: Alles ist ein Ende und alles ist ein Beginn.“

„Jesus lächelte bitter.“

„Was ist das Glück? Alles Unglück zu leben.“

„Ach! wenn ich diese Poesie, die mich entmannt, nur vor die Tür setzen könnte!“

„Stumm durchquerten wir die engen Gassen des Dorfes. Die lichtlosen Häuser standen wie blinde Flecken herum. Ein Hund bellte, eine Kuh stöhnte. Ferner und ferner klangen, wenn der Nachtwind vorüberstrich, die Töne der Freude, das Geläute der Lyra - als verrieselte wo ein munterer Bach.“

„Auf wen ich wartete, weiß ich nicht. Aber mein Herz lief vor Freude über. Ich drehte meinen Schnurrbart und höre die ganze Nacht das Meer hinter den Orangen seufzen, wie eine Frau.“

„Wer ein Schwert hält ist versucht, wer Jung ist muss spielen, der welcher den Tod nicht fürchtet, fürchtet nicht Gott.“

„Der Körper einer Frau ist ein dunkeles und monströses Geheimnis.“

“I hold the brimming wineglass and relive the toils of my grandfathers and great-grandfathers. The sweat of my labor runs down like a fountain from my tall, intoxicated brow.
I am a sack filled with meat and bones, blood, sweat, and tears, desires and visions.”

“Crocodiles sweetly shut their lidded eyes, and yawned,
for the blond meat had been quite good, and in slow rains
new flesh would sprout once more and then be munched anew.”

“With silent strides Odysseus then shot back the bolt,
passed lightly through the courtyard and sped down the street.
Some saw him take the graveyard's zigzag mountain path,
some saw him leap on rocks that edged the savage shore,
some visionaries saw him in the dead of night
swimming and talking secretly with the sea-demons,
but only a small boy saw him in a lonely dream
sit crouched and weeping by the dark sea's foaming edge.”

“Whoever climbed the Lord's mountain had to possess clean hands and an innocent heart; otherwise the Summit would kill him. Today the doorway is deserted. Soiled hands and sinful hearts are able to pass by without fear, for the Summit kills no longer.”

“The doors of heaven and hell are adjacent and identical.”

“In religions which have lost their creative spark, the gods eventually become no more than poetic motifs or ornaments for decorating human solitude and walls.”

“The bodies breathe, feed, store up strength, and then in an erotic moment are shattered, are spent and drained utterly, that they may bequeath their spirit to their sons. What spirit? The drive upward!”

“Death gestured with his hands and bade the king thrice welcome.”

“Tomorrow, go forth and stand before the Lord. A great and strong wind will blow over you and rend the mountains and break in pieces the rocks, but the Lord will not be in the wind. And after the wind and earthquake, but the Lord will not be in the earthquake. And after the earthquake a fire, but the Lord will not be in the fire. And after the fire a gentle, cooling breeze. That is where the Lord will be.”

“Comrades, I've voyaged long and far on sea and soul,
my eyes have seen disease, gods, ghosts, and men, and yet
in no land have I seen a more false, murderous siren
than that wind-headed, babbling, blind bitch-hound called Hope!”

“By believing passionately in something that does not yet exist, we create it.”