„Psychologisch gesehen hieße leben lernen nichts anderes als durch eine Schule des Schwebens gehen. Schweben heißt: weder-noch sagen können. Der Lebendige läßt sich niemals zwingen zu wählen, weil er intuitiv weiß, daß er weder jemand noch niemand ist. Er hat unweigerlich von allem etwas und ist doch nichts von allem. Wer weder Gefangener seiner Selbstfindung noch Gefangener des Selbstverlustes ist, ist frei. Wer die Freiheit kennt, kommt zu sich wie ein Kind zur Welt. Er zieht sich aus allen Vorstellungen und aus jedem Urteilen zurück. Darum kennt er keine Aufgaben mehr (nur die Verrückten haben immer große Aufgaben), sondern nur noch Äußerungen. Wer das Auge des Zyklons gefunden hat, löst sich in absolute Lebendigkeit auf, die sich nirgendwo verstrickt in die kämpfenden Brutalitäten mit ihren Positionen, ihren Werten, ihren Interessen, ihren Begründungen.“

Letzte Aktualisierung 23. Juni 2021. Geschichte
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Peter Sloterdijk 76
deutscher Philosoph, Kulturwissenschaftler und Essayist 1947

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„Ich bin weder Wunder noch Kind!“

Tanja Kinkel (1969) deutsche Schriftstellerin

zitiert in www.zeit.de http://www.zeit.de/1997/03/kinkel.19970110.xml, 1997; gemeint ist ihr von Kritikern sehr gelobtes Romandebut im Alter von 19 Jahren

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„Ich kann weder mit dir noch ohne dich leben.“

Martial (40–104) römischer Dichter

Epigramme XII, 46, 2
Original lat.: "Nec tecum possum vivere nec sine te."

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„Ich will weder links noch rechts wählen,
sondern die Zukunft.“

Stefan M. Gergely (1950) österreichischer Journalist und Sachbuchautor

Quelle: Zitat aus: Stefan M. Gergely: Sprach:Bilder. Gedanken, Gedichte, Fotos. Verlag Bibliothek der Provinz: Weitra 2020, ISBN 978-3-99028-936-5, S. 161

„Wer sich nicht um des Lebens willen zwingen lässt, wie sollte den Gewinn zwingen, wer sich nicht durch den Tod abschrecken lässt, wie sollte den Schaden abschrecken können?“

Lü Bu We (-291) chinesischer Kaufmann, Politiker und Philosoph

Frühling und Herbst des Lü Bu We, S. 355

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„Ein Kind kann tyrannischen Eltern weder physisch noch psychisch standhalten, nicht einmal seine Gedanken sind frei.“

Bernhard Bueb (1938) deutscher Theologe und Pädagoge

aus "Lob der Disziplin", List Verlag 2006, S. 47. ISBN 978-3-548-36930-3

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„Wer Sonnenstrahlen machen will, der ist ein Quacksalber, und kennt weder sich noch die Sonne; wer aber die Berge und Hügel, die ihr im Wege stehen, abträgt und erniedrigt, der treibt ein wahres Werk, und ein sehr großes.“

Matthias Claudius (1740–1815) deutscher Dichter und Journalist, Lyriker mit volksliedhafter, aber durchaus eigentümlicher Verskunst

Brief an Andres. In: ASMUS omnia sua SECUM portans, oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen, Fünfter Theil, beym Verfasser, Wandsbeck 1789, S. 150f.

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„Der soziale Lernort Schule ist weder ein religionsfreier noch ein rechtsfreier Bereich.“

Joachim Kahl (1941) deutscher Religionskritiker

Religionsfreiheit für alle - Gegen ein Kopftuchverbot, Homepage der Humanistischen Union Marburg http://www.hu-marburg.de/hu030104.shtml (Stand 8/2007)

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„Wer wesentliche Freiheit aufgeben kann, um eine geringfügige bloß jeweilige [= einstweilige] Sicherheit zu bewirken [= erlangen], verdient weder Freiheit, noch Sicherheit.“

Benjamin Franklin (1706–1790) amerikanischer Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann

Bemerkungen über die Vorschläge. In: Dr. Benjamin Franklin's nachgelassene Schriften und Correspondenz, nebst seinem Leben. Band 3. Franklin's Leben ersten Theil enthaltend. Weimar 1818 S. 442 books.google http://books.google.de/books?id=yeJOAAAAcAAJ&pg=PA442 (zum "Entwurf, wie eine dauernde Vereinigung zwischen England und seinen Pflanzungen [= Kolonien] bewirkt werden könnte", Januar 1775, a.a.O. S. 434 books.google http://books.google.de/books?id=yeJOAAAAcAAJ&pg=PA434)
(Original engl.: "They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety." (1775) - Remarks on the Propositions (A Plan which it is believed would produce a permanent union between Great Britain and her Colonies), in: William Temple Franklin (Hrsg.), Memoirs of the life and writings of Benjamin Franklin, Vol. 1, Printed by T.S. Manning, Philadelphia, 1818. S. 333-334. , London, 1818. p. 270 books.google http://books.google.de/books?id=W2MFAAAAQAAJ&pg=PA270.
In der Forschung wird eine Anlehnung an ein früheres Zitat von Franklin im Poor Richard's Almanack (1738) angenommen: "Sell not virtue to purchase wealth, nor liberty to purchase power." franklinpapers.org http://franklinpapers.org/franklin/yale?vol=2&page=190f&rqs=625&rqs=629&rqs=630 ("Verkaufe nicht Tugend, um Wohlstand zu erlangen, und auch nicht Freiheit für Macht.")
Als "Those who would give up essential Liberty to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety" bereits im Schreiben Franklins vom 11. November 1755 im Namen der Versammlung von Pennsylvania an den Gouverneur, founders.archives.gov https://founders.archives.gov/documents/Franklin/01-06-02-0107#BNFN-01-06-02-0107-fn-0005 (auch in: An Historical Review of the Constitution and Government of Pennsylvania, Printed for R. Griffiths, London, 1759. Titelseite https://books.google.de/books?id=uTAmAAAAMAAJ&printsec=frontcover u. S. 289 http://books.google.de/books?id=uTAmAAAAMAAJ&pg=PA289&dq=temporary books.google)
Oft paraphrasiert, z.B. als: "Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird beides verlieren."
Fälschlich Thomas Jefferson zugeschrieben.
Autobiographie

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