„Wir, die wir die Denker ehren wollen können schwerlich umhin, es auffallend und vielleicht ärgerlich zu finden, daß Plato wie Heidegger, als sie sich auf die menschlichen Angelegenheiten einließen, ihre Zuflucht zu Tyrannen und Führern nahmen. Dies dürfte nicht nur den jeweiligen Zeitumständen und noch weniger einem vorgeformten Charakter, sondern eher dem geschuldet sein, was die Franzosen eine ‚déformation professionelle’ nennen. Denn die Neigung zum Tyrannischen läßt sich theoretisch bei fast allen großen Denkern nachweisen (Kant ist die große Ausnahme). Und wenn diese Neigung in dem, was sie taten, nicht nachweisbar ist, so nur, weil sehr wenige selbst unter ihnen über‚ das Vermögen, vor dem Einfachen zu erstaunen’, hinaus bereit waren, ‚dieses Erstaunen als Wohnsitz anzunehmen’.
Bei diesen wenigen ist es letztlich gleichgültig, wohin die Stürme ihres Jahrhunderts sie verschlagen mögen. Denn der Sturm, der durch das Denken Heideggers zieht – wie der, welcher uns nach Jahrtausenden noch aus dem Werk Platos entgegenweht –, stammt nicht aus dem Jahrhundert. Er kommt aus dem Uralten, und was er hinterläßt, ist ein Vollendetes, das, wie alles Vollendete, heimfällt zum Uralten.“

Letzte Aktualisierung 23. Juni 2021. Geschichte
Hannah Arendt Foto
Hannah Arendt 20
US-amerikanische Politologin und Philosophin deutscher Herk… 1906–1975

Ähnliche Zitate

Theresa von Ávila Foto

„Ich bin aber der Meinung, daß Menschenehre und Reichthum fast allzeit beisammen sind, und daß, wer nach Ehren trachtet, allemal eine Neigung zum Reichthume hat; und daß, wer Geld und Gut ausschlägt, auch wenig nach Ehren fragt.“

Theresa von Ávila (1515–1582) Karmelitin, Mystikerin, Kirchenlehrerin und Heilige der katholischen Kirche

Weg zur Vollkommenheit, Zweites Hauptstück, S. 9, books.google.de https://books.google.de/books?id=EGBaAAAAcAAJ&pg=PA9&dq=Menschenehre+und+Reichthum
Weg zur Vollkommenheit

Theresa von Ávila Foto

„Ich halte dafür, dass Ehre und Geld fast immer sich zusammenfinden; wer die Ehre liebt, verabscheut auch das Geld nicht; wer aber dieses verachtet, macht sich auch wenig aus der Ehre.“

Theresa von Ávila (1515–1582) Karmelitin, Mystikerin, Kirchenlehrerin und Heilige der katholischen Kirche

Weg der Vollkommenheit

Henry Ford Foto
Raymond Chandler Foto

„Schach - die komplizierteste Vergeudung menschlicher Intelligenz, die sich außerhalb einer Werbeagentur nur finden lässt.“

Raymond Chandler (1888–1959) US-amerikanischer Krimi-Schriftsteller

Der lange Abschied, S. 192

Immanuel Kant Foto

„Der Mensch ist von Natur böse. Er tut das Gute nicht aus Neigung, sondern aus Sympathie und Ehre.“

Immanuel Kant (1724–1804) deutschsprachiger Philosoph der Aufklärung

Reflexionen zur Anthropologie, 1425. AA XV, Seite 622, 9f
Reflexionen zur Anthropologie (1798)

Gotthold Ephraim Lessing Foto
Abraham Lincoln Foto
Casimir Delavigne Foto

„Man ist weniger duldsam für jene Neigungen, die man nicht mehr besitzt.“

Casimir Delavigne (1793–1843) französischer Dichter

L'Ecole des vieillards, IV, 3

Jean Paul Sartre Foto

„Das beste bei Freud finden Sie schon bei Plato. […] Sie täten besser daran, Spinoza zu lesen.“

Die Kindheit eines Chefs. Deutsch von Heinrich Wallfisch. In: Gesammelte Erzählungen. Rowohlt 1970. S. 240
Original franz.: "Ce qu'il y a de meilleur chez Freud, vous le trouvez déjà chez Platon. [...] Vous feriez mieux de lire Spinoza." - L'enfance d'un chef, in: Le Mur (1939). Gallimard 1980, p. 203-4 books.google http://books.google.de/books?id=f58HAQAAIAAJ&q=platon

Ähnliche Themen