Ernst Jünger:
Aktuelle Zitate
(seite 21)
Die Aktuelle Zitate von Ernst Jünger · Lesen Sie die neuesten Zitate in der Sammlung
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„Die groben Einbrüche, die an vielen Stellen die Geschichtslandschaften in elementare verwandeln, verhüllen Veränderungen feinerer, aber durchdringenderer Art. Bedenklicher ist, daß sich der Mensch in seinem Wesen, als Wesen, zu verändern beginnt. Es tritt etwas Neues und Fremdartiges in ihn ein, und zwar generell, über Nationen, Rassen und Bildungsstufen hinweg, auf planetarische Art. Diese Veränderungen sind unsichtbarer als die der Technik, obwohl sie mit ihrzusammenhängen, und sind ursächlicher.“
„Sollte etwa der Einschnitt, der so offensichtlich unsere Jahre zeichnet, nicht nur zwei Epochen menschlicher Geschichte trennen, sondern zugleich sowohl den Ablauf als auch den Beginn eines größeren Zyklus ankünden? Das würde bedeuten, daß selbst zur Erfassung grober Fakten die Mittel der Geschichtsbetrachtung nicht ausreichen. Das würde bereits der Fall sein, wenn es sich um einen verhältnismäßig kleinen Zyklus, etwa von zehn- oder zwanzigtausend Jahren, handelte. Ein solcher Zyklus ist winzig, verglichen etwa mit einem indischen Götterjahr oder auch mit den Abläufen, die unsere Astronomie, Geologie oder Paläontologie berücksichtigen.“
„Man kann sich das durch Zahlen veranschaulichen: Zugleich mit einem Jahrzehnt kann ein Jahrtausend, ein Jahrzehntausend oder ein noch größerer Turnus abgelaufen sein. Will man es räumlich sehen, so kann man sich vorstellen, daß ein Grenzbewohner mit einem Schritte sowohl aus seinem Zimmer wie aus seinem Hause und sogar aus seinem Lande heraustreten kann. Wir geben uns über solche Verhältnisse meist wenig Rechenschaft. Wir können die Wirbel eines Tieres durchzählen, ohne wahrzunehmen, daß sie hier einen Teil des Kopf - und dort des Rücken - oder Schwanzskeletts ausmachen. Je mechanischer wir zählen, desto weniger bemerken wir Übergänge dieser Art. Ähnlich verhält es sich mit dem Wechsel der Schicksalszeit unterhalb der Chronologie. Wir zählen weiter, ohne zu bemerken, daß sich nicht nur die Zahl, sondern auch das Wesen der Jahre verändert hat. Sie folgen sich, aber sie gleichen sich nicht mehr.“