„Jede neue Erfahrung empfand ich physisch, als Gefühl körperlicher Erweiterung. Es gehörte dazu, daß man schon manches andere wußte, daß das Neue aber in keiner Weise dann zusammenhing. Etwas, das von allem Übrigen separiert war, siedelte sich dort an, wo vorher nichts war. Eine Türe ging plötzlich auf, wo man nichts vermutet hatte, und man fand sich in einer Landschaft mit eigenem Licht, wo alles neue Namen trug und sich weiter und weiter, bis ins Unendliche erstreckte. Da bewegte man sich nun staunend, dahin, dorthin, wie es einen gelüstete, und es war, als wâre man noch nie woanders gewesen. "Wissentschaftlich" wurde damals für mich zu einem Zauberwort. Es bedeutete nicht wie später, daß man sich beschränken mußte, daß man ein Recht auf etwas erwarb, indem man auf alles Übrige verzichtete, sondern es war im Gegenteil Erweiterung, Befreiung von Grenzen und Beschränkungen, wahrhaft neue Gegenden, die anders besiedelt waren, und sie waren nicht erfunden, wie in Märchen und Geschichten, wenn man ihren Namen erwähnte, waren sie nicht zu bestreiten.“

Die gerettete Zunge: Geschichte einer Jugend

Letzte Aktualisierung 20. August 2022. Geschichte
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deutschsprachiger Schriftsteller und Literatur-Nobelpreistr… 1905–1994

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„Anfangs hielt ich sie für eine neue Art von Licht. Sicher aber war es etwas Neues, noch Unbekanntes.“

Wilhelm Conrad Röntgen (1845–1923) deutscher Physiker

über die Röntgenstrahlung, Übersetzung nach: Otto Glasser, Wilhelm Conrad Röntgen und die Geschichte der Röntgenstrahlen, 2. Aufl., Springer, Berlin 1931, ISBN 978-3-642-49402-4, S.11,
Original engl.: "It seemed at first a new kind of invisible light. It was clearly something new, something unrecorded." - H. J. W. Dam, The new marvel in photography in: McClure's Magazine, Vol. 6 No. 5, April 1896, S. 413, www.gutenberg.org http://www.gutenberg.org/files/14663/14663-h/14663-h.htm#page403

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„Nun ging mir eine neue Welt auf. Ich näherte mich den Gebirgen, die sich nach und nach entwickelten.“

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