
„Es ist ein interessanter Ort, sich dort aufzuhalten. Ich empfehle es.“
Ernest Jones, der viel dazu beigetragen hatte, dass Freud am 5. Juni 1938 mit Frau und Tochter Anna von Wien nach London ausreisen konnte, berichtet im dritten und letzten Band seiner großen Freud-Biographie, der 1957 erschien, eine der Forderungen, die man für das Ausreisevisum an Freud gestellt habe, sei die Unterzeichnung einer Erklärung gewesen, dass man ihm seit dem "Anschluss" Österreichs jegliche Freiheit gelassen, ihm dem seinem Ruf entsprechenden Respekt gezollt und ihn in jeder Hinsicht unterstützt habe. Als der Nazi-Kommissar ihm diese Erklärung vorgelegt habe, habe Freud natürlich keine Hemmungen gehabt zu unterzeichnen, jedoch gefragt, ob er noch einen Satz hinzufügen dürfe: "Ich kann die Gestapo jedermann aufs beste empfehlen." - Vergl. dazu Der Spiegel 16.12.1959 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42623560.html vor dem Erscheinen der deutschen Übersetzung.
Diese Darstellung wurde und wird weitgehend für bare Münze genommen und meist so verstanden, dass Freud den Nachsatz auch tatsächlich in das Dokument hineingeschrieben habe, so z.B. von Katja Behling: Martha Freud - Die Frau des Genies (2002). Aufbau Taschenbuch 2007 S. 195 books.google http://books.google.de/books?id=QYN9AAAAMAAJ&q=jedermann oder von Paul Watzlawick: Menschliche Kommunikation (1969), Kapitel 6.42, Beispiel 7, S. 191: "Nachdem die Gestapo einmal Freud zum Lob gezwungen hatte, konnte sie nicht gut spontanes weiteres Lob ablehnen. Für die Weltöffentlichkeit [...] konnte dieses Lob nur einen vernichtenden Sarkasmus bedeuten, der die Erklärung Freuds für Propagandazwecke unbrauchbar machte."
1989 tauchte bei einer Versteigerung von Dokumenten zu Freuds Emigration der Originaltext auf, den Alain de Mijolla im selben Jahr unter dem Titel A Sale in Vienna im Journal de l'association internationale d'histoire de la psychanalyse, vol. 8, veröffentlichte ( enotes.com http://archive.is/1jxxL). Er lautet, von Freuds Anwalt Dr. Alfred Indra verfasst und von Freud unterzeichnet: "Ich bestätige gern, daß bis heute den 4. Juni 1938 keinerlei Behelligung meiner Person oder meiner Hausgenossen vorgekommen ist. Behörden und Funktionäre der Partei sind mir und meinen Hausgenossen ständig korrekt und rücksichtsvoll entgegengetreten. Wien, den 4. Juni 1938. Prof. Dr. Sigm. Freud." Der berühmt gewordene Nachsatz fehlt. Dass der 82 Jahre alte Freud bereit gewesen sein könnte, für einen geistreichen Sarkasmus nicht nur seine, sondern auch die Ausreise von Frau und Tochter aus Nazi-Deutschland in Gefahr zu bringen, widerspräche ohnehin jeder Lebenserfahrung (vergl. auch Bernd Nitzschke: Freud-Bilder. Die Zeit 8. Okt. 1993 http://www.zeit.de/1993/41/freud-bilder/komplettansicht und Michael Thaler: Die Schrift des Dr. Indra. Die Presse 31. Mai 2013 http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/1413372/Die-Schrift-des-Dr-Indra).
Fälschlich zugeschrieben
„Es ist ein interessanter Ort, sich dort aufzuhalten. Ich empfehle es.“
„Mancher meint, er kenne jedermann, der sich doch selbst nicht kennen kann.“
„Nicht aufs Wort glauben, aufs strengste prüfen - das ist die Losung der marxistischen Arbeiter.“
Werke, Band 20, Dietz-Verlag, Berlin 1971, S. 358
„Das ganze Leben bestand doch schon aus Warten. Warten aufs Leben, warten aufs Sterben.“
„Um sein Blut aufs Spiel zu setzen, muss man welches haben.“
Gobseck (1830)
„Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen, // Und jedermann erwartet sich ein Fest.“
Faust I, Vers 39 f. / Direktor → Zitat im Textumfeld
Dramen, Faust. Eine Tragödie (1808)
„Jedermann klagt über sein Gedächtnis, jedoch niemand über seinen Verstand.“
Reflexionen, Maxime 89
Original franz.: "Tout le monde se plaint de sa mémoire, et personne ne se plaint de son jugement."
„Jedermann weiß, wie sich der Nachfrager zu verhalten hätte, nur der Nachfrager nicht.“
„Es ist nicht jedermann wie Sie, sagte Elinor, der Ihre Leidenschaft für tote Blätter hat.“