„Alle Ziffern sind Begrenzungen, Vollkommenheit aber ist grenzlos.“ Richard Bach (1936) US-amerikanischer Schriftsteller
„Die Einbeziehung in das Massenschicksal und der Grad ihrer Notwendigkeit, ja Unentrinnbarkeit, bildet eines unserer täglichen Probleme, und eines der schwierigsten. Eine große Katastrophe wie die von Stalingrad ist leichter vorauszusehen als das Schicksal des Einzelnen in ihr. Hier blenden die Ziffer und der mechanische Aspekt. Dennoch hält der Einzelne, der dem Malstrom entronnen ist und der vielleicht sogar gewonnen hat durch die Begegnung, das nicht für Zufall, und mit Recht.“ Ernst Jünger (1895–1998) deutscher Schriftsteller und Publizist Über Schicksal
„Ein Wunder muß geschehen, wenn man solchen Wirbeln entkommen soll. Das Wunder hat sich unzählige Mal vollzogen, und zwar dadurch, daß inmitten der unbelebten Ziffern der Mensch erschien und Hilfe spendete. Das galt bis in die Gefängnisse, ja gerade dort. In jeder Lage und jedem gegenüber kann so der Einzelne zum Nächsten werden — darin verrät sich sein unmittelbarer, sein fürstlicher Zug. Der Ursprung des Adels liegt darin, daß er Schutz gewährte —Schutz gegenüber der Bedrohung durch Untiere und Unholde. Das ist das Kennzeichen der Vornehmen, und es leuchtet noch auf im Wächter, der einem Gefangenen heimlich ein Stück Brot zusteckt. Das kann nicht verloren gehen, und davon lebt die Welt. Es sind die Opfer, auf denen sie beruht.“ Ernst Jünger (1895–1998) deutscher Schriftsteller und Publizist Verrat , Hilfe , Über Menschen , Über die Welt
„Ein früher Typus ist der Dandy; er verfügt noch über die äußeren Maße einer Kultur, deren Sein zu schwinden beginnt. Die Prostitution gehört hierher als von den Symbolen entblößte Geschlechtlichkeit. Es tritt dann nicht nur das Käufliche hinzu, sondern auch die Meßbarkeit. Die Schönheit wird in Ziffern schätzbar, wird weithin allgemein. Die umfassendste Reduktion ist die auf die reine Kausalität; zu ihren Untergattungen zählt die ökonomische Betrachtung der geschichtlichen und sozialen Welt. Nach und nach lassen sich alle Gebiete auf diesen Nenner bringen, sogar der Kausalität so sehr entzogene Residenzen wie der Traum.“ Ernst Jünger (1895–1998) deutscher Schriftsteller und Publizist Über die Welt , Über Schönheit , Über Träume
„Wenn man die negative Seite der Reduktion betrachtet, so erscheint als ihr vielleicht bedeutendstes Kennzeichen die Zurückführung der Zahl auf die Ziffer oder auch der Symbole auf die entblößten Beziehungen. Das erzeugt dann den Eindruck einer von Gebetsmühlen erfüllten Einöde, die unter dem gestirnten Himmel kreist. Ununterbrochen wird die Meßbarkeit aller Verhältnisse wichtiger. Man konsekriert noch, obwohl man nicht mehr an die Verwandlung glaubt. Dann deutet man die Verwandlung um, macht sie verständlicher.“ Ernst Jünger (1895–1998) deutscher Schriftsteller und Publizist
„Je beschränkter, je mehr durch die bloße Ziffer geblendet ein Geist ist, desto sinnloser muß die Katastrophe ihm vorkommen. Die Katastrophe hat aber ihren Platz und ihre Aufgabe in der Welt. Sie ist nicht nur ein Zeichen dafür, daß die Ordnung gestört ist, sondern auch dafür, daß sie sich wiederherstellen will. Wir dürfen annehmen, daß es immer einen Ort gibt, von dem aus gesehen sie im Plan liegt, selbst wenn es sich um Ausbrüche in einer unvorstellbaren Größenordnung handelt, einer Supernova etwa.“ Ernst Jünger (1895–1998) deutscher Schriftsteller und Publizist Über die Welt