Zitate

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„Das Vorauswissen Gottes macht alles Kommende gewiss und bestimmt; ja seine Voraussicht und seine Vorausbestimmung, auf welche das Vorauswissen gegründet erscheint, thut noch mehr, da Gott nicht gleich dem Menschen die Ereignisse mit Gleichgültigkeit betrachten und sein Urtheil anhalten kann, weil alles nur durch die Beschlüsse seines Willens und die Wirksamkeit seiner Macht zum Dasein gelangt.“

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) deutscher Philosoph und Wissenschaftler

Die Theodicee, Abhandlung über die Güte Gottes, die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Uebels, Erster Theil, Nr. 2.
Original franz.: "La prescience de Dieu rend tout l’avenir certain et déterminé ; mais sa providence et sa préordiuation, sur laquelle la prescience même parait fondée, fait bien plus : car Dieu n’est pas comme un homme qui peut regarder les événements avec indifférence et suspendre son jugement, puisque rien n’existe qu’en suite des décrets de sa volonté et par l’action de sa puissance."
Die Theodicee

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„Als Knabe trug ich außer Ruten, Gesträuchen und Blüten, die mich ergötzten, auch noch andere Dinge nach Hause, die mich fast noch mehr freuten, weil sie nicht so schnell Farbe und Bestand verloren wie die Pflanzen, nämlich allerlei Steine und Erddinge. Auf Feldern, an Rainen, auf Haiden und Hutweiden, ja sogar auf Wiesen, auf denen doch nur das hohe Gras steht, liegen die mannigfaltigsten dieser Dinge herum. Da ich nun viel im Freien herum schweifen durfte, konnte es nicht fehlen, daß ich bald die Plätze entdeckte, auf denen die Dinge zu treffen waren, und daß ich die, welche ich fand, mit nach Hause nahm.

Da ist an dem Wege, der von Oberplan nach Hossenreuth führt, ein geräumiges Stück Rasen, welches in die Felder hinein geht und mit einer Mauer aus losen Steinen eingefaßt ist. In diesen Steinen stecken kleine Blättchen, die wie Silber und Diamanten funkeln, und die man mit einem Messer oder mit einer Ahle herausbrechen kann. Wir Kinder hießen diese Blättchen Katzensilber, und hatten eine sehr große Freude an ihnen.

Auf dem Berglein des Altrichters befindet sich ein Stein, der so fein und weich ist, daß man ihn mit einem Messer schneiden kann. Die Bewohner unserer Gegend nennen ihn Taufstein. Ich machte Täfelchen, Würfel, Ringe und Petschafte aus dem Steine, bis mir ein Mann, der Uhren, Barometer und Stammbäume verfertigte und Bilder lackierte, zeigte, daß man den Stein mit einem zarten Firnisse anstreichen müsse, und daß dann die schönsten blauen, grünen und rötlichen Linien zum Vorscheine kämen.

Wenn ich Zeit hatte, legte ich meine Schätze in eine Reihe, betrachtete sie, und hatte mein Vergnügen an ihnen. Besonders hatte die Verwunderung kein Ende, wenn es auf einem Steine so geheimnisvoll glänzte und leuchtete und äugelte, daß man es gar nicht ergründen konnte, woher denn das käme. Freilich war manchmal auch ein Stück Glas darunter, das ich auf den Feldern gefunden hatte, und das in allerlei Regenbogenfarben schimmerte. Wenn sie dann sagten, das sei ja nur ein Glas, und noch dazu ein verwitterndes, wodurch es eben diese schimmernden Farben erhalten habe, so dachte ich: Ei, wenn es auch nur ein Glas ist, so hat es doch die schönen Farben, und es ist zum Staunen, wie es in der kühlen, feuchten Erde diese Farben empfangen konnte, und ich ließ es unter den Steinen liegen.“

Adalbert Stifter (1805–1868) österreichischer Dichter und Maler
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„Es lebe Deutschland. Es lebe Argentinien. Es lebe Österreich. Das sind die drei Länder, mit denen ich am engsten verbunden war. Ich werde sie nicht vergessen. Ich grüße meine Frau, meine Familie und meine Freunde. Ich hatte den Gesetzen des Krieges und meiner Fahne zu gehorchen. Ich bin bereit! […] In einem kurzen Weilchen, meine Herren, sehen wir uns ohnehin alle wieder. Das ist das Los aller Menschen. Gottgläubig war ich im Leben. Gottgläubig sterbe ich.“

Adolf Eichmann (1906–1962) deutscher SS-Obersturmbannführer und Leiter des Referats Auswanderung

Letzte Worte Adolf Eichmanns vor seiner Hinrichtung am 31. Mai 1962 nach: Bernd Nellessen. Der Prozess von Jerusalem - Ein Dokument. Econ Verlag Düsseldorf Wien 1964. S. 311 books.google.de http://books.google.de/books?id=o0cbAAAAMAAJ&dq=weilchen - Mit der Variante "...werde sie nie vergessen" und "... sehen wir uns ohnedies alle wieder" bei: Erich Kern. Weder Frieden noch Freiheit - Deutsches Schicksal unserer Zeit. K.W. Schütz Göttingen 1965. S. 248 books.google.de http://books.google.de/books?id=_VGxAAAAIAAJ&dq=weilchen. Siehe auch DER SPIEGEL 6. Juni 1962 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45140452.html, sowie Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. Aus dem Amerikanischen von Brigitte Granzow. Von der Autorin durchgesehene und ergänzte deutsche Ausgabe. Piper München 1964. Seite 300 (eBook 2017 PT327 https://books.google.de/books?id=9AYVAwAAQBAJ&pg=PT327) und Bettina Stangneth: Briefe eines Mörders. .juedische-allgemeine.de 24.05.2012 http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13052Noch

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„Ein ewiges Räthsel will ich bleiben mir und anderen…“

Ludwig II. von Bayern (1845–1886) König von Bayern (1864–1886)

Brief an die Schauspielerin Marie Dahn-Hausmann vom 25. April 1876. Bei Gottfried von Böhm: Ludwig II. König von Bayern. Sein Leben und seine Zeit. Zweite, vermehrte Auflage. Berlin 1924. S. 438 Bayerische Staatsbibliothek Digitalisat http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0005/bsb00059070/images/index.html?id=00059070&nativeno=438. Soweit dort "von dem gleichen Brief vom 27. April 1876" die Rede ist, handelt es sich um einen Druckfehler; auf Seite 437 wird zweimal das korrekte Datum 25. April 1876 genannt.
"Ein ewiges Rätsel bleiben will ich mir und Anderen" bei Georg Hirth: Ludwig der Einsame (in ders.: Wege zur Freiheit. Verlag der Münchner "Jugend" 1903, S. 312 archive.org http://archive.org/stream/wegezurfreiheit00hirtgoog#page/n351/mode/2up, mit dem Datum 25. April 1876 und ohne namentliche Nennung der Adressatin, S. 311 archive.org http://archive.org/stream/wegezurfreiheit00hirtgoog#page/n349/mode/2up)
"Ein ewig Rätsel bleiben will ich mir" - Beatrice in Schillers "Die Braut von Messina". Marie Dahn-Hausmann hatte diese Rolle ab 9. November 1861 im Königlichen Hoftheater München gespielt (Deutsches Theater-Album 17. November 1861, No. 46 Seite 155 books.google http://books.google.de/books?id=Y2FLAAAAcAAJ&pg=PA155). Auch im Januar 1866 war sie dort in dieser Rolle aufgetreten (Morgenblatt zur Bayerischen Zeitung 23. Januar 1866 Nr. 23 Seite 79 books.google http://books.google.de/books?id=L0BFAAAAcAAJ&pg=PA79)

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„Für das Leben der Menschen und ihr Glück zu sorgen, und nicht es zu zerstören, ist das erste und einzig legitime Ziel einer guten Regierung.“

Thomas Jefferson (1743–1826) dritter amerikanische Präsident

Address to The Republican Citizens of Washington County, Maryland, 31. März 1809. In: Writings of Thomas Jefferson, Vol. XVI, hrsg. v. Andrew Lipscomb und Albert Bergh, Washington, D. C. 1903. S. 359
(Original engl.: "The care of human life and happiness, and not their destruction, is the first and only legitimate object of good government." - )
Bereits in der von Jefferson entworfenen Unabhängigkeitserklärung von 1776 heißt es:
"Wir halten die nachfolgenden Wahrheiten für klar an sich und keines Beweises bedürfend, nämlich: daß alle Menschen gleich geboren; daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt sind; daß zu diesem Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit gehöre; daß, um diese Rechte zu sichern, Regierungen eingesetzt sein müssen, deren volle Gewalten von der Zustimmung der Regierten herkommen; [...]." verfassungen.net http://www.verfassungen.net/us/unabhaengigkeit76.htm
Original engl.: '"We hold these Truths to be self-evident, that all Men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the pursuit of Happiness—-That to secure these Rights, Governments are instituted among Men, deriving their just Powers from the Consent of the Governed, [...]."

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„Es ist nur die Folge solcher dunklen Reden, dass sie [die Christen] einen Gott in drei Personen oder drei Personen in ein und demselben Gott verehren dass; sie, Götter aus Teig und Mehl’ verehren und sich sogar die Macht zugestehen, jene herzustellen und so viele davon herzustellen, wie sie wollen; denn ihrem Prinzip gemäß brauchen sie ja nur vier Worte über jede gewünschte Menge dieser kleinen Gebilde aus Teig und Mehl oder eine beliebige Anzahl Gläser mit Wein auszusprechen., seien es Tausende oder Millionen. … Welche Torheit, überhaupt auf einen solchen Gedanken zu kommen.“

Jean Meslier (1664–1729) französischer Pfarrer und Kirchenkritiker der Frühaufklärung

Das Testament des Abbé Meslier. Die Grundschrift der modernen Religionskritik. Neu herausgegeben und eingeleitet von Hartmut Krauss, Hintergrund Verlag, Osnabrück 2005, ISBN 3-00-015292-X, Fünfter Beweis, 36. Abschnitt: Vergleich der Weihe der Götter aus Teig und Mehl mit der Weihe von Göttern aus Holz und Stein oder Gold und Silber, wie sie von den Heiden verehrt wurden: Inhaltsverzeichnis http://www.hintergrund-verlag.de/buecher-testament-abbe-meslier.html, Hintergrund-Verlag, S.194. Siehe auch: Marie-Luisa Frick, Grenzen der Vernunft. Fetischismus als Argumentationsfigur im religionskritischen Diskurs der Aufklärung. In:Christina Antenhofer, Fetisch als heuristische Kategorie. Transcript Verlag Bielefeld 2011, ISBN 9783837615845, Google Books https://books.google.de/books?id=X47JBAAAQBAJ&pg=PA202, S.202.
(Original fr.: « C’est sur de telles paroles équivoques qu’ils [les chrétiens] adorent un Dieu en trois personnes, ou trois personnes en un seul et même Dieu. Qu’ils adorent ‹ des dieux de pâte et de farine › et qu’ils s'attribuent même le pouvoir de les faire, et même d'en faire tant qu'ils veulent. Car suivant leur principe, ils n'ont qu'à dire seulement quatre paroles sur telle quantité qu’ils voudront de ces petites images de pâte ou sur telle quantité qu’ils voudront de verres de vin, y en eût-il des milliers ou des millions... Quelle folie d'avoir seulement telle pensée !
Le Testament de Jean Meslier, curé de’Étrépigny et de But en Champagne, décédé en 1733 (sic!), veröffentlicht und mit einem Vorwort versehen von Rudolf Charles d'Ablaing van Giessenburg, Amsterdam 1864. Erste vollständige Ausgabe des Manuskripts: Google Books http://books.google.com/books?id=nKMFAAAAQAAJ, Tome 2, Cinquième preuve, Chap. XXXVI Comparaison de la consécration des dieux de pâte et de farine avec la consécration des dieux de pâte et de farine avec la consécration des dieux de bois et de pierre ou des dieux d’or et d’argent que les païens: Google Books http://books.google.com/books?id=nKMFAAAAQAAJ&pg=PA84, Band 2, S. 84].
Quelle: Vier Wandlungsworte: „Dies ist mein Leib.” Französisch: « Ceci est mon corps. » Lateinisch: "Hoc est enim Corpus meum". „Dies ist mein Blut.” Franzöisisch: « Ceci est mon sang. ». Lateinisch: "Hic est enim Calix Sanguinis mei".

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„Ich kann die Gestapo jedermann aufs beste empfehlen.“

Sigmund Freud (1856–1939) Begründer der Psychoanalyse

Ernest Jones, der viel dazu beigetragen hatte, dass Freud am 5. Juni 1938 mit Frau und Tochter Anna von Wien nach London ausreisen konnte, berichtet im dritten und letzten Band seiner großen Freud-Biographie, der 1957 erschien, eine der Forderungen, die man für das Ausreisevisum an Freud gestellt habe, sei die Unterzeichnung einer Erklärung gewesen, dass man ihm seit dem "Anschluss" Österreichs jegliche Freiheit gelassen, ihm dem seinem Ruf entsprechenden Respekt gezollt und ihn in jeder Hinsicht unterstützt habe. Als der Nazi-Kommissar ihm diese Erklärung vorgelegt habe, habe Freud natürlich keine Hemmungen gehabt zu unterzeichnen, jedoch gefragt, ob er noch einen Satz hinzufügen dürfe: "Ich kann die Gestapo jedermann aufs beste empfehlen." - Vergl. dazu Der Spiegel 16.12.1959 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42623560.html vor dem Erscheinen der deutschen Übersetzung.
Diese Darstellung wurde und wird weitgehend für bare Münze genommen und meist so verstanden, dass Freud den Nachsatz auch tatsächlich in das Dokument hineingeschrieben habe, so z.B. von Katja Behling: Martha Freud - Die Frau des Genies (2002). Aufbau Taschenbuch 2007 S. 195 books.google http://books.google.de/books?id=QYN9AAAAMAAJ&q=jedermann oder von Paul Watzlawick: Menschliche Kommunikation (1969), Kapitel 6.42, Beispiel 7, S. 191: "Nachdem die Gestapo einmal Freud zum Lob gezwungen hatte, konnte sie nicht gut spontanes weiteres Lob ablehnen. Für die Weltöffentlichkeit [...] konnte dieses Lob nur einen vernichtenden Sarkasmus bedeuten, der die Erklärung Freuds für Propagandazwecke unbrauchbar machte."
1989 tauchte bei einer Versteigerung von Dokumenten zu Freuds Emigration der Originaltext auf, den Alain de Mijolla im selben Jahr unter dem Titel A Sale in Vienna im Journal de l'association internationale d'histoire de la psychanalyse, vol. 8, veröffentlichte ( enotes.com http://archive.is/1jxxL). Er lautet, von Freuds Anwalt Dr. Alfred Indra verfasst und von Freud unterzeichnet: "Ich bestätige gern, daß bis heute den 4. Juni 1938 keinerlei Behelligung meiner Person oder meiner Hausgenossen vorgekommen ist. Behörden und Funktionäre der Partei sind mir und meinen Hausgenossen ständig korrekt und rücksichtsvoll entgegengetreten. Wien, den 4. Juni 1938. Prof. Dr. Sigm. Freud." Der berühmt gewordene Nachsatz fehlt. Dass der 82 Jahre alte Freud bereit gewesen sein könnte, für einen geistreichen Sarkasmus nicht nur seine, sondern auch die Ausreise von Frau und Tochter aus Nazi-Deutschland in Gefahr zu bringen, widerspräche ohnehin jeder Lebenserfahrung (vergl. auch Bernd Nitzschke: Freud-Bilder. Die Zeit 8. Okt. 1993 http://www.zeit.de/1993/41/freud-bilder/komplettansicht und Michael Thaler: Die Schrift des Dr. Indra. Die Presse 31. Mai 2013 http://diepresse.com/home/spectrum/zeichenderzeit/1413372/Die-Schrift-des-Dr-Indra).
Fälschlich zugeschrieben